Am 11. November fließt wieder der Martinswein

Foto: Markéta Kachlíková

Am Sankt-Martinstag, dem 11. November, wird in Tschechien zum ersten Mal der neue Wein verkostet. Er heißt nicht wie in Frankreich Beaujolais nouveau, sondern schlicht Martinswein.

Ilustrationsfoto: Marta Guzmán,  Radio Prague International
Es ist der 11.11., 11.11 Uhr. Landesweit werden nun die Korken aus den Weinflaschen gezogen. Auch hier auf dem Winzermarkt auf dem Platz Jiřího z Poděbrad in Prag Vinohrady. Zunächst wurde der Jungwein aber gesegnet. Der Martinswein ist eine alte Tradition in Tschechien. Sie wurde 2005 von den Winzern wiederbelebt. Seitdem verleiht eine unabhängige Kommission die Marke mit dem Bild des Heiligen Martin, da der Martinswein strenge Kriterien erfüllen muss. Er ist jung, frisch und fruchtig.

Die überwiegende Mehrheit der Weine auf dem Winzermarkt stammt aus Mähren. Dušan Hanzlík vertritt das Weingut Konečný aus Čejkovice / Czeikowitz.

Foto: Markéta Kachlíková
„Wir haben drei Sorten Martinsweins produziert. Den weißen Müller Thurgau, den roten Blauen Portugieser und einen Roséwein aus der Zweigeltrebe. Diese Sorte wurde erst jüngst als Martinswein zugelassen. Der diesjährige Jungwein ist gut. Er beinhaltet gute Fruchttöne. Es baut mehr auf Säuren, als der im vergangenen Jahr. Das vor allem wegen des Wetters, das herrschte.“

In Velké Pavlovice / Groß Pawlowitz, ebenso in Südmähren, befindet sich das Weingut Halm:

„Velké Pavlovice ist ein Gebiet Mährens, in dem Rotweine besser gedeihen. Unsere Reben sind zu 60 Prozent Rotwein, von insgesamt 19 Hektar sind es 10 Hektar. Wir haben die Martinsweine Mährischer Muskat, Blauer Portugieser und Sankt Laurent rosé mitgebracht. Trotz der Forstschäden vom Frühling und obwohl das Jahr wechselhaft war, muss ich dennoch sagen – die Weine sind gut.“

Foto: Markéta Kachlíková,  Radio Prague International
Viele Menschen haben sich an den Ständen versammelt. Sie wollen alle den ersten Wein des Jahres verkosten. Unter ihnen ist zum Beispiel Martin:

„Mein Name ist Martin, deswegen bin ich auch hier. Ich finde diese Feier sehr angenehm. Sie ist schön mit meinem Namen verbunden. Wenn es möglich ist, nehme ich Urlaub an diesem Tag und feiere ganz pünktlich um 11.11 Uhr mit dem neuen Wein.“

Sie haben schon etwas getrunken. Was haben Sie verkostet?

„Ich habe das erste Glas verkostet. Das war ein Müller Thurgau vom Weingut Hruška.

Foto: Markéta Kachlíková
Und wie schmeckt der?

„Er schmeckt jung und interessant. Die Jungweine sind jedenfalls nichts Besonderes für Feinschmecker. Aber es ist gut, jedes Jahr zur Kenntnis zu nehmen, dass es Jungweine gibt, und dies zu genießen.“

Eine Gruppe auf dem Markt ist sogar international. Jitka lebt in Prag und Berlin, Bernd kommt aus Berlin:

Sind Sie gezielt zum Martinsfest gekommen, oder sind Sie zufällig da?

Foto: Loreta Vašková
„Wir sind nicht zufällig da. Ich habe heute Geburtstag. Am 11.11. um 11 Uhr haben wir hier Treffpunkt, das ist so eine Tradition. Wir treffen uns mit ein paar Freunden, um ein bisschen Wein zu trinken und ein bisschen zu feiern.“

„Wir sind im Jahr dreimal bis viermal hier. Von Berlin ist es ja nicht weit hierher. Natürlich ist das diesmal ganz besonders, weil sie ja heute 70 geworden ist.“

Also herzlichen Glückwunsch! Haben Sie bereits mit dem Martinswein angestoßen?

„Wollen wir jetzt gerade machen. Es geht gleich los. Wir machen das sofort.“