Jungweine wurden feierlich entkorkt

Фото: Тереза Кадрнозкова, ЧРо
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Nicht nur der Gänsebraten gehört in Tschechien zum Martinstag. Am 11. November um 11:11 Uhr wird vielerorts auch der erste Wein des Jahres entkorkt.

Foto: Tereza Kadrnožková,  Tschechischer Rundfunk

Am Martinstag wird in Tschechien traditionell der erste Wein des Jahres verkostet und verkauft. Der Brauch, am 11. 11. um elf Uhr die ersten Flaschen des sogenannten Martinswein zu entkorken, wird seit einigen Jahren nicht nur in den Weinbauregionen gepflegt. An vielen anderen Orten Tschechiens wurden am Sonntag die Jungweine feierlich vorgestellt.

Jan Houkal  (Foto: Martina Schneibergová)
11. November, 11:11 Uhr: Auf dem Prager Platz Jiřího z Poděbrad wimmelt es von Menschen. Viele drängen sich vor dem Podium, auf dem eine Zimbelkapelle spielt. Der Pfarrer der Herz-Jesu-Kirche, Jan Houkal, segnet zu Beginn des Martinsfestes die ersten Weine dieses Jahres.

„Die Segnung betrifft vor allem die Menschen, für die die Früchte der Erde bestimmt sind. Sie sollen hinter den Geschenken der Erde den Schöpfer, Gott sehen.“

Nach einem kurzen Gebet strömen die meisten Besucher zu den Ständen der Winzer, um die jungen Martinsweine zu verkosten. Was diese mit dem heiligen Martin und mit Gänsebraten zu tun haben, das erklärt Pfarrer Houkal:

„Mit der Persönlichkeit haben sie eigentlich fast nichts zu tun, sondern eher mit dem Datum des Martinsfestes. Am 11. November 397 wurde Bischof Martin von Tours begraben. In unseren Ländern war Mitte November immer die Zeit, in der die ersten Jungweine getrunken werden durften. Zudem verhandelte der Besitzer des Weinbergs im Spätherbst immer mit dem Personal über den Verbleib im Dienst, auf die weitere Zusammenarbeit wurde dann mit den Jungweinen angestoßen. Die Martinsgans wiederum hat mit einer Legende über den Heiligen zu tun. Als Martin 54 Jahre alt war, war er schon ein bekannter Priester und sollte zum Bischof von Tours gewählt werden. Das wollte er aber eigentlich gar nicht. Die Legende erzählt, dass er sich darum in einem Gänsestall versteckt hat, aber die Gänse verrieten ihn mit ihrem Geschnatter.“

Marek Suský  (Foto: Martina Schneibergová)
Unter den Winzern, die in Prag ihre Jungweine angeboten haben, war auch Marek Suský. Der Weinbauer aus Velké Pavlovice / Großpawlowitz in Südmähren ist beim Martinsfest in Prag nicht zum ersten Mal.

„Die Prager kennen sich immer besser mit den Weinen aus. Das können wir bestätigen. Es gibt hier an jeder Ecke einen Weinladen. Die Tropfen sind in der Hauptstadt mittlerweile viel beliebter als früher.“

Auch wenn das Martinsfest den ganzen Tag lang dauerte, waren viele der Jungweine am späten Nachmittag vergriffen. Marek Suský:

„Wir haben im Moment keine Martinsweine mehr. Dabei hatten wir drei Sorten im Angebot: den Müller Thurgau, den Frühroten Veltliner und den St. Laurent. Alles haben wir verkauft. Um offen zu sein, haben wir nicht mit einem so starken Interesse gerechnet. Dabei haben wir mehr Jungweine als im vergangenen Jahr nach Prag gebracht.“

Der Winzer hatte aber nicht nur Martinsweine im Angebot, sondern auch Weine, die bei Wettbewerben mit Medaillen ausgezeichnet worden sind. Der Jahrgang 2018 sei aber insgesamt vielversprechend, freute sich Marek Suský:

„So wie es bisher aussieht, könnte es ein glänzender Jahrgang sein, vor allem die Rotweine sehen herrlich aus. Jetzt hängt es von uns Winzern ab, wie wir die Produktion meistern werden.“