Amerikanische Bomben auf Prag – Erinnerungen an den 14. Februar 1945
In Dresden gedachte man dieser Tage wieder der Tausenden von Menschen, die den Bombenangriffen der Amerikaner und der Briten Mitte Februar 1945 zum Opfer gefallen sind. Auch das nur wenige Flugminuten entfernt gelegene Prag ist angegriffen worden. Für viele Prager kam der Angriff am 14. Februar 1945 im wahrsten Sinne des Wortes aus heiterem Himmel. Christian Rühmkorf erinnert an den schwersten Bombenangriff, den Prag je erlebt hat. Am Sonntag war es 65 Jahre her.
„Anstatt in den Keller zu laufen, sind wir raus gerannt. Wir haben in den Himmel geschaut, uns gefreut und umarmt. Wir haben den Fliegern zugewinkt, ihnen Küsschen zugeworfen. Wir haben geschrieen, dass wir auf sie gewartet haben“, erzählt Zdenka Procházková.
Sie war gegen Ende des Zweiten Weltkrieges 18 Jahre alt. Am 14. Februar kurz nach Mittag hielt sie sich im Alfa-Palast am Wenzelsplatz auf und traf sich mit Freunden. Den Fliegern der Alliierten zu winken, war für sie normal.
„Wir hatten die Vorstellung, dass uns die Amerikaner nichts antun werden, weil sie doch eigentlich auf unserer Seite waren.“ Aber dieser Februartag änderte alles.„Ich sehe also von der Terrasse aus, wie die erste Bombe auf das Haus mit dem Lebensmittelgeschäft fällt, die zweite dann auf das Modehaus. Als das passierte, haben wir Angst bekommen und sind dann schnell nach unten geflüchtet“, erinnert sich Zdenka Procházková. Nur wenige Minuten dauerte der Fliegerangriff der Amerikaner. In drei Wellen warfen sie über 150 Tonnen Bomben auf die Hauptstadt.
„Zugedeckt liegen in einer langen Reihe die Toten. Man kann nur erahnen, wie grausam ihr Tod war“, berichtet Rundfunkreporter Josef Cincibus von seinem Gang durch Prag nach dem Fliegerangriff.
Über 700 Tote und fast 1200 Verletzte waren die Folge nur weniger Minuten. Noch Anfang der 1970er Jahre wurden in einem Keller sterbliche Überreste von Opfern der Bombardierung gefunden. Bis heute ist nicht hundertprozentig geklärt, warum die Amerikaner Prag und seine Bevölkerung angegriffen haben, sagt Jan Boris Uhlíř vom Militärhistorischen Institut in Prag.„Die erste Theorie besagt, dass die Amerikaner tatsächlich Prag mit Dresden verwechselt haben. Diese Theorie kam unmittelbar nach dem Angriff 1945 auf. Die zweite Theorie kam erst nach 1990 auf und geht davon aus, dass Prag ein Ersatzziel war. Meiner Ansicht nach ist das wahrscheinlicher.“
Warum es aber gerade Prag und seine Bevölkerung traf, das wird wohl weiterhin ein militärisches Geheimnis bleiben.