Amoklauf einer jungen Frau erschüttert Tschechien

Foto: ČTK

Aus den USA und anderen Ländern sind mehrfach schon Tragödien an Schulen bekannt geworden, bei denen Amokläufer aus vernebelten Motiven heraus Kinder getötet haben. Nun gibt es einen solchen Fall auch in Tschechien. Eine 26-jährige geistesgestörte Frau drang am frühen Dienstagmorgen in eine Fachschule in Žďár nad Sázavou vor und stach dort auf mehrere Personen ein. Ein 16-jähriger Junge fiel der Messerattacke zum Opfer, zwei Schülerinnen und ein Polizist wurden von der Angreiferin verletzt.

Foto: ČTK
Die mährische Kleinstadt Žďár nad Sázavou steht unter Schock. Aus ihrer sonstigen Entspanntheit hat sie der Amoklauf einer jungen Frau aus Ostrava / Ostrau gerissen, die erst im Februar dieses Jahres aus einer psychiatrischen Klinik in Opava / Troppau aus der stationären in die ambulante Behandlung entlassen wurde. Der Grund für ihre psychotherapeutische Behandlung ist ein ähnlicher Vorfall vor knapp zweieinhalb Jahren. Die damals 24-jährige Frau hatte in einer Schule in Havířov auf eine Lehrerin eingestochen und ein siebenjähriges Mädchen als Geisel genommen. Die damalige Attacke endete nicht tödlich, wegen ihrer Geistesstörung wurde die Frau indes anstatt ins Gefängnis in die Klinik in Opava eingewiesen. Nach weniger als zweijähriger Behandlung durfte sie sich aber seit Februar aufgrund eines Gerichtsbeschlusses wieder frei in der Öffentlichkeit bewegen. Dazu will Justizministerin Helena Válková nun Nachforschungen anstellen:

Helena Válková  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Ich werde Akteneinsicht anfordern und mich dabei vor allem damit vertraut machen, welche Beweggründe die Klinik hatte, um beim Gericht die Veränderung von der stationären zur ambulanten Behandlung zu beantragen. Dazu gehört auch die Beantwortung der Frage: Wie wurde die Aufsicht über die Patientin organisiert?“

Für Gesundheitsminister Svatopluk Němeček wiederum ist es überraschend, dass das zuständige Gericht seine Entscheidung nur auf der Basis eines einzigen Gutachtens gefällt hat:



Svatopluk Němeček  (Foto: ČTK)
„Sollte ich feststellen, dass Dinge nicht eingehalten wurden, die laut Vorschrift zu befolgen sind, oder dass zumindest Zweifel bestehen, dann werde ich die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen.“

Der Chef der psychiatrischen Klinik in Opava, Ivan Drábek, ist Němečeks Ankündigung bereits zuvorgekommen – er hat am Mittwoch seinen Posten zur Verfügung gestellt. Allerdings nicht deshalb, weil er und seine Kollegen falsch gehandelt hätten, sondern weil ihm der Vorfall in Žďár nad Sázavou persönlich sehr nahe gehe, betonte Drábek.

Bohuslav Sobotka  (Foto: ČTK)
Sehr, sehr nahe geht der Amoklauf aber besonders den Schülerinnen und Schülern der Fachschule in Žďár nad Sázavou. Deswegen konnten sie am Mittwoch mit Psychologen der Polizei über das Ereignis sprechen statt den Unterricht zu besuchen. Die Schule wird derzeit auch von Polizisten überwacht. Für die Zukunft stellt Premierminister Bohuslav Sobotka indes eine generelle Lösung in Aussicht:

„Der Staat wird sich gewiss nicht davor scheuen, bestimmte Sicherheitsvorkehrungen und eine verstärkte Überwachung an den Schulen in Betracht zu ziehen.“

Foto: ČTK
Von der Attacke der Angreiferin sind neben dem getöteten Jungen noch vier weitere Personen direkt betroffen. Nach eingehender Behandlung konnten der am Kopf verletzte Polizist, ein verletztes Mädchen und eine weitere Schülerin, die einen Schock erlitten hatte, noch am Dienstag wieder aus dem Krankenhaus in Nové Město na Moravě entlassen werden. Dort verblieb indes noch eine schwer verletzte Schülerin. Laut Aussage von Roman Kratochvíl, dem Sprecher der Klinik, liege sie auf der Intensivstation, ihr Gesundheitszustand sei stabil und die Aussicht auf Genesung sei vorhanden.