Arbeitslosenquote in Tschechien ist höher als in Deutschland
Es ist nicht nur das Sommerloch, das die Arbeitslosenzahlen zur Schlagzeile Nummer eins macht. Mit einer Quote von 8,4 Prozent Arbeitslosen im Juli hat die bis vor kurzem noch sehr verwöhnte Tschechische Republik sogar Deutschland überrundet.
Eine Art Fachpraktikum bei Unternehmen könnten sie machen und der Staat würde einen Teil des Lohns zuschießen. Dieser aktuelle Vorschlag von Arbeits- und Sozialminister Šimerka klingt für junge deutsche Ohren unangenehm vertraut. Denn dort gehören zahlreiche und mittlerweile unfreiwillige Praktika zum Täglichbrot von Hochschulabsolventen. - Das permanente Praktikum als große Wartehalle zur Festanstellung, die zu verlassen sich als Problem erweist.
Ähnliches kommt nun wohl auch auf die tschechischen Jung-Akademiker zu. Denn die Arbeitslosenquote für den Juli gibt mit über 8,4 Prozent Anlass zur Sorge, wie Jan Bureš, der Experte der Postsparkasse, bestätigt:
„Die Arbeitslosenquote ist die höchste in den letzten vier Jahren, wenn wir jeweils den Monat Juli vergleichen. Das ist eine schlechte Nachricht. Sie bestätigt, dass die Wirtschaftskrise harte Auswirkungen auf den tschechischen Arbeitsmarkt hat.“
Die Gefahr in die Arbeitslosigkeit hineinzurutschen betrifft aber längst nicht nur die Hochschulabsolventen, die jetzt im Sommer auf den Arbeitsmarkt drängen. Langsam geht es auch den Angestellten im Dienstleitungssektor an den Kragen. Hotels und andere Firmen aus der Tourismusbranche bekommen schon seit einiger Zeit die Flaute bei den Buchungen zu spüren. Fluggesellschaften und Busunternehmen können ein ähnliches Lied singen. Und auch die Metall- und die Automobilbranche machen immer wieder Schlagzeilen mit Massenentlassungen. Ein Ausweg ist aber so schnell nicht in Sicht. Im Gegenteil, meint Experte Bureš:
„Um die negative Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern, ist ein Wirtschaftswachstum von drei Prozent erforderlich. Das ist aber nicht vor der zweiten Jahreshälfte 2010 zu erwarten. Deshalb bin ich mit Blick auf die kommenden Monate pessimistisch und erwarte ein weiteres Anwachsen der Arbeitslosigkeit auf bis zu zehn Prozent.“
Zehn Prozent im Januar 2010. Diese Zahl schmerzt die erfolgverwöhnten Tschechen. Noch vor gut einem halben Jahr lag die Arbeitslosenquote nur bei sechs Prozent. Der Präsident der Wirtschaftskammer, Petr Kužel, gibt sich zweckoptimistisch:
„Wir hoffen, dass diese Entwicklung langsam innehält. Das könnte passieren, denn Firmen teilen uns mit, dass sie wieder neue Aufträge erhalten.“
Das ist aber noch eine Rechnung ohne die Bürger, die ja in diesem Zusammenhang immer als Verbraucher geführt werden. Wenn sie beschließen, dass ihre Sorge vor der Zukunft größer ist, als die Lust auf die nächste Urlaubsreise oder den neuen Rasenmäher, dann wird ein positiver Trend bei der Auftragslage nur von kurzer Dauer sein. Das bestätigt auch Helena Horská von der Raiffeisenbank:
„Ein Anwachsen der Arbeitslosigkeit auf über neun Prozent bedeutet, dass die Haushalte den Gürtel enger schnallen und ihren Konsum einschränken werden.“