Archäologieausstellung in Roztoky bei Prag: Von der Jungsteinzeit zum Frühmittelalter (II. Teil)
Im Mittelböhmischen Museum in Roztoky bei Prag ist seit etwa einem Jahr eine archäologische Dauerausstellung zu sehen. Sie umfasst die Entwicklung von der Jungsteinzeit bis zum Frühmittelalter. In einer der vergangenen Ausgaben des Schauplatzes haben wir Sie durch den ersten Teil der Ausstellung geführt. Im folgenden Schauplatz setzen wir die Führung fort.
Die archäologische Dauerausstellung in Roztoky will die Besucher mit allen Sinnen in die Geschichte eintauchen lassen. Im Teil der Schau, der die Bronzezeit dokumentiert, sind zahlreiche sehr wertvolle archäologische Funde zu sehen. Jana Klementová leitet das Mittelböhmische Museum. Sie hat die Ausstellung mit dem Titel „Archevita“ zusammengestellt. Auf einer Schautafel wird der Übergang von der Bronzezeit zur Eisenzeit (800-50/30 v. u .Z.) beschrieben. Die Museumsleiterin erläutert:
„Bronzegegenstände werden in dieser Zeit allmählich durch Eisengegenstände ersetzt. Der Grund war, dass das Eisen einfacher zu bearbeiten ist. Zudem gab es in der Natur viel häufiger Eisenerzvorkommen. Man gliedert diese Epoche in zwei Phasen: die ältere und die jüngere Eisenzeit. In der jüngeren Eisenzeit war die Herstellung von Keramik auf einer Drehscheibe ein wichtiger Meilenstein. Wir zeigen in der Ausstellung einige Beispiele dieser Keramik, einer der großen Behälter ist sehr fein verziert. Zudem ist hier ein wirklicher Schatz zu sehen, es handelt sich um Münzen aus dem 2. und 1. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung. Archäologen bezeichnen sie als Münzen mit Pferd, weil dieses Motiv deutlich auf ihnen zu erkennen ist. Es sind jedoch Goldstater und Silberquinare.“
Solche Münzen kamen über den Handel nach Mitteleuropa. Zu besichtigen ist des Weiteren eine bunte Auswahl von verschiedenen Gegenständen, darunter auch viele Armbänder. Die Expertin macht zudem auf ein nachgestelltes Grab aus der Eisenzeit aufmerksam:
„Es handelt sich um das Grab eines Kämpfers. Der Verstorbene wurde mit einem Schwert und einer Lanze bestattet. Von seinem Gürtel sind einige Ringe erhalten geblieben. Wir wollten nicht nur unsere Dokumentation vorstellen, sondern auch an einem 3D-Modell zeigen, wie der Verstorbene in der Zeit seines Begräbnisses etwa ausgesehen hat.“
Kamm aus Rinderknochen und Bernsteinperlen
In der folgenden Epoche, die in der Schau als die Römerzeit (50/30 v. u. Z. bis 400 u. Z.) bezeichnet wird, stand die Bevölkerung auf dem Gebiet des heutigen Tschechiens unter dem Einfluss der Kontakte und vor allem des Handels mit dem Römischen Reich. Die Archäologin:
„Die Gegenstände, die gezeigt werden, sind zum Teil Importe aus dem Römischen Reich und zum Teil sind sie auf dem Gebiet des heutigen Tschechiens entstanden. Auch die hiesige Produktion war jedoch stark von den römischen Waren beeinflusst. Gezeigt werden Exponate, die aus dem Grab einer vermutlich hoch gestellten jungen Frau stammen. Sie war ungefähr 20 Jahre alt, als sie starb. Die Todesursache kennen wir nicht. Zu den Originalfunden aus dem Grab gehören ein Kamm aus Rinderknochen, ein Armband, ein Bronzemesser, Spindel aus Holz und eine große Zahl von Bernstein- und Glasperlen. Zudem werden vergoldete Silberspangen gezeigt.“
Für die Keramik aus dieser Epoche seien Mäandermuster typisch, sagt die Museumsleiterin. Einige Beispiele dafür sind im Mittelböhmischen Museum auch zu sehen. Gezeigt werden zudem Krüge, die jedoch aus der Völkerwanderungszeit (400 - 550/600) stammen. Im abschließenden Teil der Schau werden Funde aus dem Frühmittelalter (550/600 – 700) präsentiert. Jana Klementová:
„Die Behälter in der oberen Vitrine sind am jüngsten, sie stammen aus dem 9. Jahrhundert. Zudem sind wir in der Schau nicht um das Kulturdenkmal herumgekommen, das sich in der Nähe unseres Museums befindet. Wir zeigen ein Modell des Herrschersitzes Levý Hradec (der ursprüngliche Sitz der Přemysliden-Fürsten, Anm. d. R.). Ebenso stammen die kleinen Gegenstände, die hier zu sehen sind, aus dem Frühmittelalter. Darunter sind olivgrüne Perlen, Bernsteinperlen und Ohrschmuck. Zu derselben Zeit ist auch dieses medizinische Instrument entstanden, es ist ein Skalpell. Interessant ist die ausgestellte Kaptorga. Es handelt sich um einen kleinen silbernen Schrein, in dem Reliquien oder ein Amulett aufbewahrt wurden und den man am Gürtel trug.“
Haus aus der Steinzeit
Aus dem ersten Stock, in dem es Schautafeln und zahlreiche Exponate gibt, geht es ins Erdgeschoss, wo der Besucher einige Alltagsmomente aus der Zeit vor mehreren Tausend Jahren erleben kann. Die Archäologin lädt zuerst in ein nachgestelltes Haus aus der jüngeren Steinzeit ein:
„Unsere Idee war, das Haus in seiner ganzen Größe zu zeigen. Die Häuser waren damals bis zu 50 Meter lang und sechs bis sieben Meter breit. Der Besucher kann sich das kaum vorstellen. Auch ich habe mich bei der Gestaltung an den Raum anpassen müssen, der mir zur Verfügung stand. Das heißt, die Scheune in der Dauerausstellung ist nur zwölf Meter lang. Darum bildet ein Teil des nachgestellten Hauses den Eingang zur Ausstellung. Der Rest wird in einer Videoprojektion näher gebracht, die den Bau des Hauses nachstellt. Damit es nicht langweilig wird, treten im Film noch zwei Frauen auf, die sich gerade mit Näharbeiten beschäftigen. Diese werden von den Schauspielerinnen Iva Pazderková und Anna Fialová gespielt.“
Einen Kontrast zu diesen Riesenbauten bilden Häuser aus dem frühen Mittelalter. Sie entstanden nach dem Vorbild von Siedlungen, die Archäologen am linken Moldauufer gefunden haben.
„Die Bauten hatten eine spezifische Konstruktion und waren sehr klein. Ich sage immer, es handelte sich um eine Einzimmerwohnung ohne Bad. In der nordwestlichen Ecke gab es einen Ofen. So lebten hier die Menschen im 6. und 7. Jahrhundert. Das Frühmittelalter ist die letzte Epoche, aus der sich viele Exponate in unseren Sammlungen befinden.“
Ein Video bezieht sich im Erdgeschoss auf das Grab der jungen Frau aus der römischen Zeit, das im ersten Stock nachgestellt ist. Im Film stirbt die Frau bei der Geburt ihres Kindes. Dies war der Expertin zufolge damals eine typische Todesursache. Es handle sich jedoch um eine fiktive Geschichte, wie sie betont.
Schmiede und Weber
In unserem Rundgang geht es nun gegen den Lauf der Zeit fort. So wird in einem weiteren Bereich des Erdgeschosses eine ganze Auswahl von Öfen gezeigt, in denen Eisenerz verarbeitet wurde. Jana Klementová:
„Dies ist unsere Vorstellung davon, wie es ausgesehen haben könnte, wenn die Schmiede das Eisen bearbeiteten. Das Ergebnis war beispielsweise ein schönes Messer. Der nächste nachgestellte Bau zeigt ein Haus aus der Zeit an der Wende von der älteren zur jüngeren Eisenzeit, das heißt aus dem 5. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung. Wir haben dort einen Webstuhl installiert, da wir bei den Ausgrabungen in einem ähnlichen Haus Spinnwirtel fanden. Das Haus hat vermutlich nicht nur als Werkstatt gedient, sondern auch zum Wohnen.“
Eine holografische Projektion bringt dem Besucher näher, womit alles in der Bronzezeit gehandelt wurde. Die heutigen kleinen Besucher wüssten meist nicht, dass damals noch gar nicht mit Geld bezahlt worden sei, sagt die Museumsleiterin:
„Es wurde mit Gegenständen bezahlt, die einen besonderen Wert hatten. Das waren goldene Spiralen oder Bernsteinperlen. Hier bietet ein Kaufmann seine Waren an, dafür bekommt er eben Bernsteinperlen. Die Gegenstände, die er anbietet, befinden sich unter den Exponaten, die in der Schau im ersten Stock gezeigt werden: Armbänder, Haarnadel und Dolche.“
Im nächsten Haus wird eine Töpferfamilie aus der Bronzezeit besucht.
„Es ist ein Beispiel der Aunjetitzer Kultur, das heißt etwa 2200 vor unserer Zeitrechnung. Die Filmprojektion zeigt den Bau des Hauses vom Anfang bis zur Ausstattung des Gebäudes mit Möbeln.“
Das dominierende Exponat macht auf die Zeit aufmerksam, in der die Menschen begannen, Kuhgespanne bei den Feldarbeiten zu nutzen. Dies habe damals eine große Erleichterung bedeutet, merkt Jana Klementová an:
„Hier ist ein Gespann installiert. Ich möchte darauf aufmerksam machen, dass wir im Rahmen der Zusammenarbeit mit der gemeinnützigen Organisation Česká krajina als Geschenk zwei Tiere – Auerochsen – bekommen haben, die eingeschläfert werden mussten. Die Figurinen, die hier zu sehen sind, wurden anhand von Abgüssen wirklicher Gesichter kreiert. Die Bekleidung wurde gemäß den Funden aus der entsprechenden Zeit gestaltet. Die Mäntel aus Bast, die hier zu sehen sind, sind durch archäologische Funde belegt.“
Die Ausstellung „Archevita“ im Mittelböhmischen Museum in Roztoky bei Prag ist von Mittwoch bis Sonntag geöffnet, und zwar immer von 10 bis 18 Uhr. Am Montag und Dienstag ist die Ausstellung dem Besuch von Schulklassen vorbehalten.
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