Aristokrat unter Schauspielern gestorben

Jiri Kodet (1999) Foto: CTK
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Eigenartiger Mann mit sarkastischem Humor, aristokratisches Auftreten, großer Charmeur, Dandy, der jederzeit ironische Bonmots parat habe, Individualist, Choleriker und und und ...Das sind einige der zahlreichen Attribute, mit denen die Mehrheit der Montagsausgaben der tschechischen Tageszeitungen den Film- und Theaterschauspieler Jiri Kodet trefflich zu charakterisieren wollten. Aus traurigem Anlass allerdings. Mehr von Jitka Mladkova im folgenden Beitrag:

Jiri Kodet  (1999) Foto: CTK
Jiri Kodet ist am Wochenende im Alter von 67 Jahren verstorben. Ein Herr Schauspieler, wie man hierzulande zu sagen pflegte, denn Jiri Kodet ist im Unterschied zu vielen anderen Kollegen aus der Branche ist er schon zu Lebzeiten zu einer wahren Legende geworden. Dies wiederum nicht nur wegen seiner Schauspielerkunst, die er nicht zuletzt nur in den letzten Jahren in einigen preisgekrönten Filmstreifen bzw. Theaterstücken am Prager Nationaltheater unter Beweis stellen konnte. Bekannt war er auch durch seine unnachgiebige Einstellung gegenüber den gesellschaftspolitischen Verhältnissen in der Ex-Tschechoslowakei vor dem Wendejahr 1989. Mitglied des ersten Theaterhauses im Lande, des Nationaltheaters Prag, war Jiri Kodet nur in den letzten zehn Jahren. Davor hat er dies 40 Jahre lang abgelehnt, da seine Mutter Jirina Steimarova ebenfalls Schauspielerin, nach langjährigem Engagement aus politischen Gründen aus dem Nationaltheater gefeuert wurde. Kodet selbst wurde bereits als Gymnasiast aus der Schule geschmissen, da sein Stiefvater emigrierte. Als es ihm nach dem zweiten Versuch doch gelang, das Sieb der Aufnahmeprüfungen an der Prager Akademie der Dramatischen Künste zu passieren, blieb sein fünfjähriges Studium letzten Endes unabgeschlossen, wegen einer nicht bestandenen Prüfung in Russisch. Die ersten Schritte auf den Brettern, die die Welt bedeuten, machte Jiri Kodet im Theater im ostböhmischen Pardubice. Dann ging er in das nordmährische Ostrava und von dort nach Prag, wo er gemeinsam mit anderen Kollegen aus der Branche das famose Theater Cinoherni klub gründete. Als Filmschauspieler konnte sich Kodet lange nicht durchsetzen. Kein Wunder! Die Leitung der Prager Filmateliers Barrandov orientierte sich an der Anmerkung, die seinem Namen im Schauspielerregister von den Kommunisten beigefügt wurde: "Nur kleine und negative Rollen" hieß es. Und so durfte er tatsächlich eine Zeitlang nur moralisch labile Schürzenjäger oder Dandys spielen. Nach der Wende 1989 unterschrieb er seinen ersten Arbeitsvertrag mit dem Prager Nationaltheater und bekam auch unvergessliche Rollen in tschechischen Filmstreifen, von denen besonders der eine mit dem Titel Pelisky - Gemütliche Nischen - zu einem der erfolgreichsten Filme der letzten Jahre in der Tschechischen Republik wurde.