Armin Mueller-Stahl: als Maler beim Filmfest in Karlsbad

Armin Mueller-Stahl (Foto: CTK)

Der deutsche Schauspieler Armin Mueller-Stahl war auf dem Internationalen Filmfestival in Karlsbad zu Gast - sein dritter Filmfestbesuch. Diesmal war er aber als Maler und Zeichner in den westböhmischen Kurort gekommen: Mueller-Stahl eröffnete nämlich eine Ausstellung mit über 70 eigenen Bildern. Radio Prag war auf der anschließenden Pressekonferenz mit dabei.

Eva Zaoralová und Armin Mueller-Stahl  (Foto: Štěpánka Budková)
Karlsbad, Galerie der Künste: Armin Mueller-Stahl diesmal in einer ganz neuen Rolle – nicht, wie gewohnt, als Schauspieler, sondern als bildender Künstler. In seiner Ausstellung „Menschenbilder“ präsentiert er eigene Malereien, Zeichnungen und Grafiken aus den letzten sieben Jahren. Schauspiel und Malerei, beides sind kreative Künste. Doch worin besteht der Unterschied für Mueller-Stahl?

„Das Zeichnen gibt mir eine große Freiheit, da kann ich fliegen, bin ein Vogel. Beim Spielen bin ich abhängig von vielem - vom Drehbuchautor, vom Regisseur, von den Partnern, vom Wetter, von meinem Gedächtnis und auch manchmal von der Angst: Werde ich auch die Rolle richtig spielen können? Werde ich es schaffen, sie so zu spielen, wie ich es wirklich will? Es gibt dabei viel mehr Ängste. Beim Malen und Zeichnen habe ich die totale Freiheit. Ich habe sogar die Freiheit, Bilder zu machen, die den Leuten nicht gefallen. Würde ich gefallen wollen, würde ich Blumen malen, viele Farben, Sonnenuntergänge, Sonnenaufgänge. Nein, ich male manchmal schmutzige Farben und versuche sozusagen hinter dem ersten Gesicht ein zweites Gesicht zu entdecken. Die Seele der Komponisten, der Kollegen oder der Autoren, denn fast alle haben ein zweites Gesicht.“

Armin Mueller-Stahl  (Foto: CTK)
Damit spielt der Maler Armin Mueller-Stahl darauf an, wen er in seinen Bildern verewigt und was ihn zum Malen inspiriert: nämlich die Film- und Theaterwelt.

Der heute 77-Jährige begann seine Schauspielkarriere in den 50er Jahren in der ehemaligen DDR und avancierte dort zum Publikumsliebling - bis er das Protestschreiben gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann unterschrieb. Daraufhin blieben Rollenangebote aus und der Schauspieler emigrierte 1980 nach West-Berlin. Als Armin Mueller-Stahl nach der Wende Einsicht in seine Stasi-Akten nahm, musste er feststellen, dass er in der DDR jahrelang von seinem damaligen besten Freund bespitzelt worden war. Mueller-Stahl kehrte Deutschland den Rücken zu und fand in Kalifornien seine zweite Heimat. Auch dort war er beruflich sehr erfolgreich, trotz anfänglicher Sprachprobleme:

Armin Mueller-Stahl  (Foto: CTK)

„Ich sprach ein sehr schlechtes Englisch. Mit 60 Jahren habe ich meine dritte Karriere in den USA begonnen. Das Einzige, was ich konnte, war ‚Good Morning’, ‚Good Evening’, ‚How are you?’. Das war mein ganzes Englisch. Dann bekam ich eine Riesenrolle im Film ‚America’ angeboten. Der Regisseur hat immer ganz schnell auf mich eingesprochen und ich habe nichts verstanden. Immer wenn er auf mich einsprach, habe ich so getan, als ob ich ihn verstehen würde und habe dann immer überlegt, was ich denn noch an meinem Spielen verbessern könnte. Dann habe ich die Szene so gespielt, wie sie meiner Meinung nach hätte besser gespielt werden können. Fünfmal habe ich die Szene immer wieder anders gespielt. Nach dem fünften Mal bekam ich von allen amerikanischen Kollegen Szenenapplaus, der Regisseur kam zu mir und sagte: ‚Let´s do it your way.’“

Armin Mueller-Stahl hat vor einiger Zeit angekündigt, seine Karriere als Filmschauspieler an den Nagel zu hängen – er wolle sich dann nur noch der Malerei und der Förderung junger Künstler widmen.

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