Asylhaus für Frauen in Not in Ludgerovice

Eine Frau, die an Multipler Sklerose leidet, und nicht imstande ist, sich vollständig um ihr Kind zu kümmern, eine Hochschwangere, minderjährige, Frauen, die aus den verschiedensten Gründen um ihre Wohnung kamen und außerdem auch ihre Arbeit verloren hatten - in einer Region, wo die Arbeitslosenrate zu den höchsten in Tschechien gehört. So ungefähr sieht zur Zeit die Zusammensetzung der Bewohner des St. Eufrasia-Hauses in Ludgerovice unweit von Ostrava aus, das von den Schwestern des Guten Hirten verwaltet wird. Martina Schneibergova hat vor kurzem das Haus besucht.

Das St. Euphrasia-Haus hat mir seine Leiterin, Schwerster Ethna gezeigt. Die aus Belfast stammende Ordensschwester entspricht auf den ersten Blick nicht der Vorstellung, die man in Tschechien über Nonnen hat, denn sie hatte keine Ordnungskleidung an. Wie sie mir erzählte, war sie bereits in Belfast u.a. als Streetworkerin tätig und arbeitete auch mit Jugendlichen zusammen. In die Tschechische Republik ist sie 1992 gekommen und 1997 wurde das Asylhaus für Mütter in Not in Ludgerovice eröffnet. Neben Schwerster Ethna arbeiten hier noch zwei ihrer Mitschwerstern aus Sri Lanka und eine aus Malta. Ethna wünscht sich jedoch, für die Frauen in Not noch mehr machen zu können. Sie erklärte:

"Ich halte den Frauenhandel für ein großes Problem und damit möchten wir uns mehr als es bislang der Fall war befassen. Denn wir hatten hier auch drei oder vier Frauen, die Opfer des Frauenhandels waren und ins Ausland verkauft worden waren. Es ist ihnen jedoch gelungen, zu flüchten. In diesem Bereich arbeiten wir bereits mit verschiedenen Organisationen - wie der La Strada oder der Union der katholischen Frauen zusammen," sagte Ethna Mc Dermott.

Schwester Prisca, die aus Sri Lanka, stammt, ist erst ein Jahr und drei Monate in Tschechien. Sie freut sich darüber, dass sie inzwischen imstande ist, mit den im Asylhaus untergebrachten Müttern tschechisch zu sprechen. Was brauchen diese Frauen am meisten - dazu Schwester Prisca:

"Meiner Meinung nach brauchen sie viel Liebe und Verständnis und jemanden, der ihnen zuhört, denn sie haben viele Probleme. Es sind Frauen, die Pech hatten," sagte Schwester Prisca.

Bei Schwester Ethna kam es mir vor, dass sie inzwischen auch den Ostrauer Akzent übernommen hatte. Wie findet sie das Leben in Nordmähren?

"Ich fühle mich hier wie zu Hause, ich würde mich nun kaum wieder an Irland gewöhnen. Übrigens, dort, woher ich komme, spricht man genauso kurz wie hier in Schlesien, und das gefällt mir."