Atomarer Störfall in österreichischem Film erregt tschechische Gemüter
Vor 30 Jahren stimmten die Österreicher in einem Volksentscheid gegen ein geplantes Atomkraftwerk auf ihrem Staatsgebiet. Das Ergebnis führte zu einem Atomsperrgesetz. Österreich verzichtet bis heute auf eigene Atomkraftwerke zur Stromerzeugung. Anlässlich des Jahrestages der Volksabstimmung sendete das österreichische Fernsehen einen Themenabend, der Reaktionen aus Tschechien provozierte.
Die Folgen einer Explosion in einem tschechischen Atomkraftwerk bedrohen österreichische Bürger. Darum geht es in einem Fernsehfilm mit dem Titel „Der erste Tag“, den das öffentlich rechtliche Fernsehen Österreichs (ORF) auf seinem zweiten Kanal am Donnerstagabend zur besten Sendezeit ausgestrahlt hat. Die Filmemacher ließen das tschechische Atomkraftwerk Dukovany explodieren. Der Meiler liegt in Mähren, etwa 40 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt. Der Name Dukovany fiel in dem Film zwar nicht, gezeigt wurden allerdings Aufnahmen des Kraftwerks. Die Vorsitzende des tschechischen Staatsamtes für Reaktorsicherheit, Dana Drábová:
„Solch eine Vision auf ein konkretes Atomkraftwerk zu beziehen ist höchst unklug. Paradoxerweise gehört Dukovany zu den zehn Prozent der sichersten Atomkraftwerke der Welt.“
Laut bisher unbestätigten Informationen, hatte der Regisseur des Films „Der erste Tag“ zunächst vorgehabt, das südböhmische Atomkraftwerk Temelín explodieren zu lassen. Das war den Vertretern des ORF aber offenbar zu heikel. Schließlich belasten die Diskussionen um die Sicherheit des Kraftwerks Temelín seit Jahren die diplomatischen Beziehungen zwischen Tschechien und Österreich. Aus Temelín wird immer wieder von Störfällen berichtet, aus Dukovany hingegen nicht. Die Gemüter in Tschechien erregt aber besonders, dass im Film „Der erste Tag“ die Informationspolitik der tschechischen Behörden nach der fiktiven Katastrophe als ungenügend dargestellt wird. Laut dem tschechischen Botschafter in Wien, Jan Koukal, schüre dies unberechtigte Panik in der österreichischen Öffentlichkeit.
„Ich würde eine Entschuldigung des österreichischen Außenministeriums erwarten, aber so optimistisch bin ich da nicht.“ so Koukal.
Vom tschechischen Außenminister Karel Schwarzenberg war zu dem Thema nur zu hören, dass der ORF eine unabhängige öffentlich-rechtliche Sendeanstalt und damit selbst für sein Programm verantwortlich sei.
Unterdessen hat sich aber der tschechische Staatspräsident Václav Klaus in die Angelegenheit eingeschaltet und mit seinem österreichischen Amtskollegen Heinz Fischer telefoniert. Klaus habe Fischer mitgeteilt, dass er die Darstellung der tschechischen Rolle in dem Film „für unglücklich“ halte.
Der Fernsehfilmchef des ORF, Heinrich Mis, betonte gegenüber dem Tschechischen Fernsehen, dass in „Der erste Tag“ niemandem die Schuld für die Katastrophe zugeschoben werde. Darüber hinaus handele es sich bei dem Film um „seriöse Science-Fiction“, so Mis wörtlich. Österreichische Filmkritiker sehen das aber offenbar anders. Ihre ersten Reaktionen auf „Der erste Tag“ waren nicht besonders positiv.