AKW der EU-Länder im Fokus: Für Regierung Nečas sind Temelín und Dukovany sicher

AKW Temelín

Die Ergebnisse der europaweiten Sicherheitsüberprüfungen für Atomkraftwerke möchte die EU-Kommission am Donnerstag vorstellen. Ein Entwurf des Abschlussberichts war am Wochenende öffentlich geworden. Und daraus geht hervor: Europas Atomkraftwerke haben Sicherheitsmängel – auch die Meiler Dukovany und Temelín in Tschechien. Der tschechischen Regierung zufolge aber sei es ein Unding, beide Kraftwerke als unsicher zu bezeichnen. Sie reagierte damit auf entsprechende Presseberichte in Deutschland und Österreich.

Martin Kuba  (Foto: ČTK)
Aus den durchgesickerten Ergebnissen des EU-Stresstests aller 145 Reaktoren in Europa geht angeblich hervor, dass auch die beiden tschechischen AKW einige kritische Unzulänglichkeiten haben sollen. Industrieminister Martin Kuba bezeichnete dies als kompletten Unsinn:

„Warten wir zunächst einmal ab, wer offiziell die Informationen und eine Stellungnahme abgeben wird. Dann diskutieren wir darüber. Für mich ist die Kritik jedoch vollkommen absurd, denn unsere Atomkraftwerke haben alle Stresstests und weiteren Tests bestanden. Es zeigt sich eher, dass die Kernenergie heute zu einem Politikum geworden ist.“

Die Direktorin der Staatlichen Behörde für atomare Sicherheit (SÚJB), Dana Drábová, bestätigte, dass auch international unabhängige Tests bereits durchgeführt wurden:

AKW Temelín
„Eine hochrangige Expertengruppe für Atomsicherheit hat am 27. April ihren Bericht zu den Ergebnissen des Stresstests veröffentlicht.“

Und dabei, so Drábová nachdrücklich, seien weder in Dukovany noch Temelín kritische Unzulänglichkeiten festgestellt worden. Temelín sei in Berichten aus Brüssel sogar als zweitsicherstes Kraftwerk in Europa eingestuft worden, heißt es. Als Reaktion auf das Atomunglück im japanischen Fukushima aber hat die EU-Kommission eine verschärfte Überprüfung der Atomkraftwerke veranlasst, deren Ergebnisse schon jetzt – vor ihrer offiziellen Veröffentlichung – für Gesprächsstoff sorgen. Greenpeeace-Mitarbeiter Jan Rovenský verweist dabei auf die Lücken bei den nationalen Sicherheitsüberprüfungen:

Jan Rovenský  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
„Bei den Stresstests, die vom Energiekonzern ČEZ und der staatlichen Behörde für atomare Sicherheit durchgeführt wurden, sind leider einige problematische Faktoren nicht überprüft worden. Dazu gehört zum Beispiel das Risiko eines terroristischen Angriffs. Aber gerade das wird im Kontext mit den tschechischen Atomkraftwerken als das ernsthafteste Risiko eingestuft.“

Und für das schon etwas veraltete Atomkraftwerk Dukovany nennt er auch den markantesten Sicherheitsmangel:

„Das allgemeine Problem des Kraftwerks Dukovany ist, dass es kein so genanntes Containment, also keinen den Reaktor umschließenden Sicherheitsbehälter hat. Das macht das Kraftwerk anfälliger für Angriffe von außen, aber auch für kritische Havarien im Inneren der Anlage. Es besteht also ein erhöhtes Risiko dafür, dass in solchen Fällen radioaktive Strahlung nach außen abgegeben wird.“

Dana Drábová  (Foto: Archiv des Feuerwehr- und Rettungsdienstes der Tschechischen Republik)
Dana Drábová, die Direktorin der tschechischen Atomsicherheitsbehörde, zeigte sich empört darüber, dass man den tschechischen AKW unterstelle, sie hätten unzulängliche Notfallpläne. Auf diesem Gebiet müsse man immer etwas verbessern, und das werde auch getan, so Drábová. Für Greenpeeace-Mitarbeiter Jan Rovenský hingegen steht schon fest, dass sich mit der Veröffentlichung der europaweiten Sicherheitsüberprüfungen für Atomkraftwerke der Druck auf Tschechien noch erhöhen werde. Damit verknüpft er aber auch eine Hoffnung:

„Meiner Meinung nach kann der Druck von außen dazu beitragen, dass auch in Tschechien über die Risiken der Atomenergie eine wirklich offene Debatte geführt wird.“