Atomkraft: Dukovany produzierte 2015 ein Fünftel weniger Strom
Das Atomkraftwerk Dukovany deckt im Normalfall ein Fünftel des tschechischen Stromverbrauchs – nicht jedoch im Jahr 2015. Die Stromerzeugung brach um 18 Prozent ein. Der Grund: Zum ersten Mal seit 30 Jahren waren mehr als drei Blöcke zeitgleich außer Betrieb. Wegen massiver Unregelmäßigkeiten im Kontrollsystem sind zwei von vier Reaktoren weiterhin abgeschaltet.
Der Jahresausstoß im Kernkraftwerk Dukovany sank 2015 um 18 Prozent auf 12,6 Terrawattstunden, und erreichte damit den Tiefststand seit 17 Jahren. Dies teilte der Sprecher des Werks am Montag mit. Ursache für den Einbruch war die Abschaltung dreier Reaktoren für über drei Monate – ein Novum in der 30jährigen Geschichte des Kernkraftwerks. Im September war der 1000-Megawatt-Block abgeschaltet worden, nachdem Fehler bei der Überprüfung von Schweißnähten bekannt geworden waren. Die tschechische Atomaufsichtsbehörde bezeichnete einige Röntgenbilder über den Zustand der Schweißnähte sogar als gefälscht. Deswegen wurden 1330 Nähte überprüft und 237 präventiv repariert. Wegen der Unregelmäßigkeiten beantragte die Firma ČEZ im Dezember eine Unterbrechung des laufenden Genehmigungsverfahrens für den ersten Reaktorblock. Die zehnjährige Genehmigung lief zum 31. Dezember aus. Auf Antrag der Betreiberfirma ČEZ hat die Atomaufsichtsbehörde nun eine vorläufige Verlängerung bis zum 31. März 2016 verlängert. Die Bruttoleistung von Dukovany liegt bei 2040 Megawatt. Bei Vollbetrieb wird damit etwa eine Fünftel des Strombedarfs in Tschechien gedeckt. Im Jahr 2014 lieferte der Meiler 15,4 Terrawattstunden, die zweithöchste Menge seit Bestehen. Der Rekord mit 25,7 Terrawattstunden datiert aus dem Jahr 2013. Die Lücken in der Stromversorgung stopfte überwiegend das zweite tschechische Atomkraftwerk Temelín. Laut Angaben der Betreiberfirma ČEZ wurde 2015 mit 14 Millionen Megawattstunden die viertgrößte Menge Strom seit Bestehen erzeugt.