Akw-Ausbau in Tschechien gesichert: Südkoreanische Firma KHNP bekommt Zuschlag
Eine der wichtigsten staatlichen Ausschreibungen in der Geschichte der Tschechischen Republik ist entschieden: Dukovany, das kleinere der beiden Atomkraftwerke im Land, wird um zwei Reaktorblöcke erweitert. Und beauftragt wird damit das südkoreanische Unternehmen KHNP.
Die Entscheidung fiel einstimmig aus. Am Mittwoch brachte das tschechische Regierungskabinett die Ausschreibung für den Akw-Ausbau im Lande zum Abschluss. Im Spiel waren noch zwei Bewerber: Korea Hydro & Nuclear Power, kurz KHNP aus Südkorea, und das französische Unternehmen EDF. Premier Petr Fiala (Bürgerdemokraten) bei der anschließenden Pressekonferenz:
„Das koreanische Angebot war in praktisch allen Bewertungskriterien besser. Wir werden zwei Reaktorblöcke in Dukovany bauen, und darum drehen sich die folgenden Verhandlungen. Darüber hinaus werden wir die Option zweier weiterer Blöcke im Akw Temelín besprechen, über die dann in Zukunft entschieden werden kann.“
Zu Beginn der Ausschreibung stand nur ein neuer Atommeiler für Tschechien zur Debatte. Eine mögliche Ausweitung des Auftrags auf bis zu vier Blöcke hatte die Regierung im Januar dieses Jahres bekanntgegeben. Auch diese Größenordnung stellt für KHNP offenbar kaum ein Problem dar. Laut eigenem LinkedIn-Auftritt betreibt die Gesellschaft bisher 25 Atomkraftwerke und deckt knapp 30 Prozent der gesamten Energieproduktion in Südkorea ab. Nun soll die Firma 200 Milliarden Kronen (7,9 Milliarden Euro) für jeden der beiden neuen Meiler in Dukovany bekommen. Diese Summe, so wurde von Regierungsseite am Mittwoch betont, orientiere sich allerdings an den derzeit gültigen Preisen. Hauptinvestor ist das halbstaatliche tschechische Energieunternehmen ČEZ, das die beiden Kernkraftwerke hierzulande auch betreibt.
Mit der Entscheidung für KHNP zeigt sich auch Karel Havlíček zufrieden, Vizechef der größten Oppositionspartei Ano. Er hatte die Ausschreibung als einstiger Minister für Industrie und Handel mit auf den Weg gebracht. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks resümierte er:
„Das Preisangebot ist wirklich gut, das muss ich sagen. 200 Milliarden Kronen entsprechen genau dem, wovon wir schon 2019 gesprochen haben. Damals schätzten wir die Kosten auf 160 Milliarden Kronen. Die Inflation eingerechnet, kommt man nun genau auf diese 200 Milliarden Kronen.“
Das nun beschlossene Geschäft ist die teuerste staatliche Ausschreibung überhaupt, die es in der eigenständigen Tschechischen Republik bisher gab. Der aktuelle Minister für Industrie und Handel, Josef Síkela (Stan), gab bei der Pressekonferenz einen Ausblick auf die Leistung der beiden neuen Meiler im Akw Dukovany:
„Jeder einzelne wird etwa zwölf Prozent des jetzigen Jahresverbrauchs an Energie liefern. Ich glaube also, dass die Kernkraft und dieses Projekt einen nachhaltigen Verlauf der Dekarbonisierung der tschechischen Energieproduktion sicherstellen und unsere Konkurrenzfähigkeit damit erhalten bleibt.“
Die Bauarbeiten in Dukovany sollen 2029 beginnen, der Testbetrieb des ersten neuen Reaktorblocks ist für 2036 vorgesehen. KHNP-Präsident Joo-ho Whang hält diesen Zeitplan für realistisch:
„Aus unserer Sicht verliefen die Verhandlungen vonseiten der Regierung und konkret des Auftraggebers sehr anständig und gerecht. Wir haben ein sehr seriöses Auftreten der tschechischen Seite erlebt. Und auf dieser Grundlage ist auch das Ziel realistisch, den ersten neuen Block bis 2036 in Betrieb zu nehmen.“
Bis 2038 könnte dann die volle Produktion anlaufen. Und um zwei Jahre zeitversetzt soll parallel dazu der zweite neue Meiler in Dukovany entstehen.
Immer noch fungiert am Rande des ganzen Prozesses auch das US-amerikanische Unternehmen Westinghouse, das zu den ursprünglichen Bewerbern der Ausschreibung gehört hatte. Seinen Angaben zufolge beinhaltet das Reaktormodell APR1000, das KHNP nun auch in Tschechien errichten will, geschützte Westinghouse-Lizenzen und kann daher nicht ohne die Genehmigung aus den USA gebaut werden. Am Dienstag kündigte die Firma sogar eine Klage gegen den südkoreanischen Konkurrenten an.
KHNP versicherte währenddessen, auch möglichst viele tschechische Firmen in den Akw-Ausbau hierzulande einzubeziehen. Nach Berichten der Presseagentur ČTK seien bereits 76 entsprechende Memoranden unterschrieben worden. So vermeldet etwa die Firma Doosan Škoda Power aus Plzeň / Pilsen, sie werde Turbinen für den Neubau in Dukovany liefern.