Vier Reaktorblöcke statt nur einem? Tschechien erweitert AKW-Pläne

Atomkraftwerk Dukovany

In die Pläne für den Ausbau des AKW Dukovany ist am Mittwoch Bewegung gekommen. Die tschechische Regierung hat dem nordamerikanischen Unternehmen Westinghouse eine Absage erteilt, nur EDF aus Frankreich und der südkoreanische Konzern KHNP sind weiterhin im Rennen. Gebaut werden könnten dabei bis zu vier Reaktorblöcke, statt nur einem, wie dies bisher geplant war.

Wer den neuen Reaktorblick im Atomkraftwerk im südmährischen Dukovany bauen wird, ist zwar immer noch unklar, doch nun ist Bewegung in die Sache gekommen. Denn die Regierung hat beschlossen, den nordamerikanischen Konzern Westinghouse aus dem Wettbewerb auszuschließen. Die amerikanische Botschaft in Prag zeigt sich darüber betrübt:

„Wir sind enttäuscht über die Entscheidung der Regierung“, teilte Don Cordell, Sprecher der US-Botschaft, dem Tschechischen Rundfunk mit und fügte hinzu, man hoffe, dass Tschechien und Westinghouse anderweitig kooperieren werden.

Jozef Síkela | Foto: Regierungsamt der Tschechischen Republik

EDF aus Frankreich und KHNP aus Südkorea können vorerst durchatmen. Denn diese beiden Konzerne sind weiter im Rennen. Aber warum hat die Regierung Westinghouse einen Korb gegeben? Das begründete Industrieminister Jozef Síkela (Stan) bei der Pressekonferenz nach der Kabinettssitzung am Mittwoch:

„Für uns war von Anfang an entscheidend, dass wir ein passgenaues Angebot bekommen. Wir hatten Preisgarantien verlangt und auch Vorschläge für Sanktionen für den Fall eines Vertragsbruches, etwa aufgrund zeitlicher Verzögerungen. Es hat uns schon überrascht, dass dieses Konsortium sein Angebot nicht in der geforderten Form eingereicht hat. Die Unterlagen waren nicht bewertbar.“

Doch dies war nur eine unerwartete Nachricht, die die Regierung überbrachte. Denn wie Premier Petr Fiala (Bürgerdemokraten) mitteilte, sollen die verbliebenen Bewerber nun ein Angebot für den Bau von bis zu vier Reaktoren vorlegen – nicht nur für einen:

Petr Fiala | Foto: Regierungsamt der Tschechischen Republik

„Während der Ausschreibung hat sich anhand der unverbindlichen Angebote gezeigt, dass der Bau von bis zu vier Blöcken in einem Paket wirtschaftlich wesentlich günstiger ist als der Bau nur eines einzelnen – auch wenn die einzelnen Bauten erst schrittweise errichtet werden. Unsere Erwartungen wurden übertroffen, es lassen sich bis zu 25 Prozent einsparen im Vergleich zum Bau eines einzelnen Reaktorblocks.“

Was genau diese vier Blöcke aber kosten sollen, ist laut Fiala derzeit noch unklar. Síkela zufolge könnten eventuell zunächst zwei von ihnen in Dukovany gebaut werden und anschließend zwei weitere im Kernkraftwerk Temelín. Fest stehen diese Pläne aber noch lange nicht.

Die Entscheidung der Regierung, bis zu vier Blöcke zu bauen, und das damit verbundene klare Signal für die Kernenergie wurden auch von den beiden Oppositionsparteien im Parlament begrüßt. Der stellvertretende Ano-Parteichef Karel Havlíček sagte:

Karel Havlíček | Foto: Michaela Danelová,  Tschechischer Rundfunk

„Es gibt keinen anderen Weg. Wir können nicht auf die Kernenergie verzichten. Und wenn vor ein paar Jahren noch jemand meinte, man könnte die Atomkraft durch erneuerbare Energien ersetzen, dann war das ein naiver Träumer. Ich bin sehr froh, dass unsere Regierung damals den AKW-Ausbau nach vorne getrieben hat – aller pessimistischen Stimmen zum Trotz. Es war richtig, dass wir dieses Vorhaben geplant haben und die neue Regierung schließlich die Ausschreibung gestartet hat.“

EDF und KHNP sollen nun bis 15. April ihre aktualisierten Angebote einreichen. Der halbstaatliche Energiekonzern ČEZ wird die Unterlagen anschließend beurteilen und Ende Mai der Regierung seine Einschätzung mitteilen.

Premier Fiala zufolge soll der Vertrag mit dem Sieger der Ausschreibung gegen Ende dieses oder zu Beginn kommenden Jahres unterzeichnet werden. Dass nun aktualisierte Angebote eingefordert wurden, ändert der Regierung zufolge nichts am Zeitplan. Nach wie vor soll 2036 ein neuer Reaktorblock in Dukovany ans Netz gehen – mindestens einer.

Autoren: Ferdinand Hauser , Kryštof Šimek
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