Auch in Tschechien belegt: Rauchverbot senkt Gesundheitsrisiko
Das tschechische Nichtraucherschutzgesetz zeigt Wirkung. Seit der Einführung des absoluten Rauchverbots in Gaststätten sei die Zahl von typischen Erkrankungen zurückgegangen, informierte das Medizinische Statistikamt. Dennoch gibt es Bestrebungen, die Regeln zu lockern.
Zwar ist das Gesetz noch kein ganzes Jahr in Kraft, doch es zeigt jetzt schon Wirkung. Das belegen die am Montag vom Medizinischen Statistikamt vorgelegten Zahlen. Daraus geht hervor, dass die Zahl von rauchertypischen Erkrankungen zurückgegangen ist. Beispielsweise seien im Jahresvergleich 13,1 Prozent weniger Herzinfarkte und 11 Prozent weniger akute Asthmaanfälle registriert worden, heißt es. Verglichen wurden die Zeiträume von Juni bis November der Jahre 2016 und 2017. Und da kam es auch bei den ischämischen Herzkrankheiten zu einem relativ deutlichen Rückgang, sagt Ondřej Májek vom Medizinischen Statistikamt:
„In diesem fünfmonatigen Zeitraum wurden 2016 über 60.000 Patienten gezählt, von Juni bis November 2017 waren es lediglich 54.000.“Eva Králíková ist die Leiterin des Zentrums für Tabaksüchtige an der Allgemeinen Prager Uniklinik. Für sie ist die Entwicklung in Tschechien keine Überraschung, sondern ein logischer Trend:
„Das entspricht genau dem, was in anderen Ländern passiert ist, als dort ein Rauchverbot eingeführt wurde. Auch dort ist die Anzahl der Herzinfarkte gesunken. Denn wenn man sich als Nichtraucher nur wenige Minuten in einem verqualmten Raum aufhält, dann verändern sich bei einem nachweislich die Blutgefäße. Das Infarktrisiko liegt bei Passivrauchern um 1,3 Mal höher als bei Menschen, die sich an der frischen Luft aufhalten.“
Und Králíková ergänzt:
„In den ersten fünf Monaten nach Inkrafttreten des Gesetzes wurden fast 10.000 Patienten mit rauchertypischen Erkrankungen in Kliniken behandelt. Das bedeutet, auf das Jahr hochgerechnet, konnten 20.000 Menschen einen Krankenhausaufenthalt vermeiden, weil die Raucher sich ihren Glimmstängel nur noch vor der Kneipentür anstecken konnten.“
Die Auswirkungen des Nichtraucherschutzgesetzes zeigen also in eine positive Richtung. Dennoch appelliert Gesundheitsminister Adam Vojtěch, es sei noch zu früh, um aus dem seit gut zehn Monaten geltenden Rauchverbot relevante Schlüsse zu ziehen. Und auch die Statistiker werden erst im Sommer die kompletten Daten für das vergangene Jahr vorlegen.Derweil klagen die Betreiber ländlicher Gasthäuser und kleinerer Kneipen darüber, dass ihnen das Gesetz das Geschäft ruiniere. Weil die Raucher fehlten, hätte er zuletzt rund ein Drittel weniger Umsatz gemacht, sagte ein Pilsener Restaurantchef im Tschechischen Fernsehen. Deshalb versuchen jetzt auch mehrere Abgeordnete, das Rauchverbot in Kneipen zu lockern. Dem Vorschlag des bürgerdemokratischen Abgeordneten Marek Benda zufolge sollten Wirtshäuser auch separate Raucherzimmer einrichten können. Und zwar in dem Fall, wenn dort nicht gekocht wird und sie nur bis zu 80 Quadratmeter Platz haben. Dazu müssen sie gut belüftet sein und ohne Bedienung auskommen, heißt es. Benda ist überzeugt, dass er für seinen Vorschlag durchaus eine Mehrheit gewinnen kann. Der Entwurf wird derzeit im Parlament behandelt.
Ein erster Vorstoß, das Nichtraucherschutzgesetz zu lockern, ist indes Mitte März gescheitert. Und auch diesmal glaubt Gesundheitsminister Vojtěch, in der Debatte die besseren Argumente zu haben:„Ich weiß nicht, was wichtiger sein könnte als die Gesundheit. Ist es wirklich mehr wert, in einer Kneipe zu trinken und zu rauchen, als die Gesundheit der Öffentlichkeit zu schützen? Als Gesundheitsminister vertrete ich die zweite Ansicht. Und ich verteidige sie gern, weil sie Sinn hat.“