Auch weiterhin Tod und Zerstörung durch Blitz-Hochwasser

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Für das Wochenende hatten die in diesen Tagen vielbeschäftigten tschechischen Meteorologen eigentlich Sonne und damit Hochwasserentwarnung vorhergesagt. Umso unvorbereiteter traf das Hochwasser die Menschen in den verschiedensten Landesteilen. Patrick Gschwend sprach mit Christian Rühmkorf, der das Geschehen verfolgt hat.

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Wo gab es in den vergangenen Tagen die heftigsten Wolkenbrüche und Überschwemmungen, Christian?

Vielleicht sollten wir am Anfang sagen, was noch unmittelbar bevorsteht. Denn das stimmt alles andere als erwartungsfroh. Von Dienstagnachmittag an bis Mittwochvormittag sind vor allem in Mähren, in der Region Vysočina – also Böhmisch-Mährische Höhe - und in Ostböhmen heftige Gewitter zu erwarten, dazu lang anhaltender, starker Regen, vereinzelt Hagelschauer und immer wieder Sturmböen. Und damit ist dann auch wieder die Region betroffen – nämlich Mähren, Nordmähren – wo die Serie von Blitz-Überschwemmungen ihren Anfang genommen hat vor knapp zwei Wochen.

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Die Regionen Mähren und Böhmisch-mährische Höhe waren ja auch am vergangenen Donnerstag wieder heimgesucht worden.

Genau, auf der Böhmisch-Mährischen Höhe ist ein 53-jähriger Mann ertrunken, als er mit seinem Motorrad rausgefahren ist. Er wollte den Wasserstand seines Weihers überprüfen. Aber es galt eben die höchste Warnstufe und der Mann ertrank schließlich in den rasend schnellen Fluten. Das zeigt, wie überraschend das Wasser oft kommt. Er war das 14. Todesopfer, das die Sommerfluten gefordert haben. Und das 15. Opfer ist noch nicht bestätigt. Aber eine 40-jährige Frau aus dem kleinen Benešov nad Ploučnicí bei Děčín / Teschen soll eine Rollstuhlfahrerin vor dem Wasser gerettet haben, wird aber nun selber seit Samstag vermisst. Die Suche hält noch an. In dieser Region Nordböhmens sollte am Samstag und Sonntag eigentlich die Sonne scheinen. Daher hat es die Menschen dort eiskalt erwischt. Ich war selber zu diesem Zeitpunkt nur 25 Kilometer von der Krisenregion entfernt, am Mácha-See, und ich kann mich also auch noch sehr gut an diesen plötzlichen starken Regen erinnern. Der kam aus heiterem Himmel und hielt mehrere Stunden an. Und es sind eben bemerkenswerter Weise gerade die kleinen Bäche, die Tod und Zerstörung bringen. Sie können diese lokal auftretenden Schwerstunwetter einfach nicht schlucken - im wahrsten Sinne des Wortes.

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Zu den Kosten der Hochwasserschäden müssen wir wahrscheinlich nicht allzu viel sagen, denn es kommen ja fast stündlich neue Meldungen über den Ticker.

Ja, so ist es. Und dennoch, die Regierung rechnet vorerst einmal mit sechs Milliarden Kronen, also umgerechnet rund 230 Millionen Euro. Aber wenn eines gewiss ist in diesen Zeiten, dann nur, dass diese Zahl nicht endgültig ist. Übel erwischt es auch die Landwirte. Und jetzt beklagen auch die Obstbauern Ernteverluste von bis zu 50 Prozent. Die großen Wassermengen bringen eine über 90-prozentige Luftfeuchtigkeit mit sich. Und das Obst fault und schimmelt schlicht am Baum dahin.