Auf dem Muttergottesberg wurde Gedenkstätte für verfolgte Geistliche eröffnet

Foto: Martina Schneibergová

Vor 62 Jahren begann das kommunistische Regime damit, die kirchlichen Ordensgemeinschaften aufzulösen. Einige der Klöster wurden in Konzentrations- oder Internierungslager für Ordensmitglieder verwandelt. Eines davon war das Kloster auf dem Muttergottesberg bei Králíky / Grulich. Am vergangenen Freitag wurde dort eine Gedenkstätte für verfolgte Geistliche eröffnet.

Muttergottesberg
Im einst beliebten Wallfahrtsort auf dem Muttergottesberg wimmelte es am Freitagnachmittag von festlich gekleideten Menschen. Zur Eröffnung der Gedenkstätte kamen neben den Gläubigen aus der Umgebung auch Politiker, kirchliche Würdenträger sowie einige Ordensmitglieder, die in den 1950er Jahren im hiesigen Lager eingesperrt waren. Die Gedenkstätte entstand dank einer Bürgerinitiative, die in Králíky ein Museum der tschechoslowakischen Festungen betreut. Richard Sicha, leitet das Museum und sagt, dass die Gedenkstätte kein Nachbau des einstigen Internierungslagers sein soll:

Richard Sicha
„Sie soll viel mehr allgemein an das Schicksal von Ordensmitgliedern und Priestern in den 1950er Jahren in der kommunistischen Tschechoslowakei erinnern. In der Dauerausstellung werden einleitend die Beziehungen zwischen Staat und Kirche nach dem kommunistischen Putsch sowie die so genannte ´Aktion K´ beschrieben. 219 Männerklöster wurden im Laufe dieser Aktion des kommunistischen Geheimdienstes StB im April 1950 geräumt und mehr als 2000 Ordensmitglieder inhaftiert. Am Beispiel von einigen in Králíky eingesperrten Geistlichen werden das Alltagsleben im Internierungskloster und die absurden Versuche der politischen Referenten geschildert, die Geistlichen umzuerziehen.“

Die Besucher können sich in der Gedenkstätte zum ersten Mal mit dem System der so genannten „Konzentrations- und Internierungsklöster“ auseinandersetzen. Zudem werden konkrete Personen vorgestellt, die an der Internierung der Ordensmitglieder in Králíky beteiligt waren. Gezeigt wird zudem das Interieur eines Arbeitslagers. Ein weiterer Raum ist wie ein Gang aus einem Gefängnis aus den 1950er Jahren gestaltet. Richard Sicha:

„Mit der Gedenkstätte möchten wir auch dazu beitragen, dass das begangene Unrecht Aufmerksamkeit erhält. Dies könnte uns allen helfen, die Vergangenheit zu bewältigen.“

Diesem Aspekt widmete auch die stellvertretende Kulturministerin Anna Matoušková bei der Eröffnung der Gedenkstätte ihre Aufmerksamkeit.

„Die Thematik, wie das kommunistische Regime mit der Kirche umging, wurde auf diese Weise bislang in keiner Dauerausstellung bearbeitet. Hierbei ist die neue Gedenkstätte einzigartig. Ich schätze zudem die Tatsache, dass das Museum nicht von staatlichen Institutionen, sondern von einer Bürgerinitiative initiiert wurde.“

Kardinal Duka segnete die Gedenkstätte und zelebrierte einen Gottesdienst, bei dem der verfolgten Geistlichen gedacht wurde. Duka kennt die Region von Králíky als ehemaliger Erzbischof von Hradec Králové / Königgrätz sehr gut.

Dominik Duka
„Das hiesige Kloster hat eine bewegte Geschichte: Es diente als Zufluchtsort für Mütter mit Kindern aus Hamburg, nachdem Hamburg bombardiert worden war. Danach wurden im Kloster Piloten der Alliierten eingesperrt, die in Gefangenschaft gefallen sind. Es handelte sich vor allem um die R.A.F.-Flieger. Während des Kommunismus – in den 1950er Jahren - wurde auf dem Muttergottesberg ein Konzentrationslager für Mitglieder der Männerorden eingerichtet. In den 1960er Jahren diente es als ein Lager für Ordensfrauen. Jetzt wurde im Kloster eine Gedenkstätte für die Opfer des totalitären Regimes eröffnet. Sie stellt auch einen Appell zum Kampf für die Freiheit, Demokratie, Menschenwürde und Solidarität zwischen den Menschen im heutigen Europa dar.“

Die neue Gedenkstätte auf dem Muttergottesberg bei Králíky ist von Mai bis Oktober täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Mehr über das Museum bringen wir in einer der nächsten Ausgaben der Sendereihe „Reiseland Tschechien“:

Fotos: Autorin