Auf historischer Spur: Studenten wiederholen Marsch ihrer Vorfahren von vor 600 Jahren

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Insgesamt 32 deutsche und tschechische Läufer haben sich am Mittwoch von Prag aus auf den Weg nach Leipzig gemacht. Alle sind Studenten, Mitarbeiter oder Ehemalige der Karls-Universität Prag und der Universität Leipzig. Die Messestadt in Sachsen wollen sie am Sonntag nach fünf Etappen erreichen. Der Lauf ist einer der Höhepunkte, mit denen die Universität Leipzig ihr 600-jähriges Jubiläum feiert. Schließlich war der Impuls zu ihrer Gründung von der Prager Karls-Universität ausgegangen.

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Den Startschuss zum rund 300 Kilometer langen Lauf gab der Leipziger Universitätsprofessor Franz Häuser. Die 32 Staffelläufer nahmen darauf am Mittwoch jene Distanz in Angriff, die deutsche Studenten vor 600 Jahren schon einmal zu Fuß zurückgelegt hatten – von Prag nach Leipzig.

„1409 gab es Probleme zwischen den deutschsprachigen Studenten, Scholaren und Magistern an der Karls-Universität und der tschechischen Mehrheit“, deutet der ehemalige Leipziger Hochschullehrer Peter Stüwe bereits an, weshalb rund 1000 deutsche Studenten damals ihrer Prager Bildungsstätte den Rücken kehrten.

König Wenzel IV.

Am 18. Januar 1409 ändert der böhmische König Wenzel IV. das Stimmrecht der vier studentischen Nationen an der Karls-Universität Prag zu Gunsten der tschechischen. Als zudem am 9. Mai 1409 der rechtmäßige deutsche Rektor Henning Boltenhagen vom König abgesetzt wird, spitzt sich der Streit zwischen den Universitätsnationen so weit zu, dass die Mehrzahl der deutschen Studenten und Lehrer die Hochschule verlässt. Schon im Juli 1409 finden sie in der Leipziger Petersstraße ein neues Domizil, sie gründen dort eine neue Uni.

Der Kontakt zwischen den Universitäten in Prag und Leipzig ist aber nie erloschen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Bande weiter verstärkt. Auf eine besonders gute Zusammenarbeit aber baut man seit der Wende, sagt Peter Stüwe:

„Nach der Wende ist die Zusammenarbeit zwischen beiden Universitäten auf eine viel höhere Ebene gehoben und intensiviert worden. Wir können mit Fug und Recht sagen, dass wir zu unseren tschechischen Freunden nicht nur ein herzliches, sondern auch ein wissenschaftlich ausgeprägtes Verhältnis haben.“

Karls-Universität
Dank dieser guten Zusammenarbeit stießen die Leipziger bei ihren Prager Kollegen auch auf offene Ohren, als sie ihnen ihre Idee vom Universitätslauf vortrugen. Man wollte die beschwerliche Reise von der Moldau an die Pleiße 600 Jahre nach den Gründern im „Zeitraffer“, also innerhalb von nur fünf Tagen noch einmal zurückzulegen. Die Laufstrecke orientiert sich am Verlauf des historischen Fernhandelsweges „Alte Salzstraße“. Nach den böhmischen Etappenorten Kladno und Most müssen die Läufer das Erzgebirge überwinden. Am Freitag sollen sie die Bergbaustadt Freiberg erreichen, von wo aus sie über Bad Lausick zum Zielort Leipzig gelangen. Beim Einzug in der Messestadt sollen die Ankommenden am Sonntag ab dem Völkerschlachtdenkmal von vielen Einheimischen begleitet werden. Eine Art Triumphzug also. Kein Wunder, dass die Teilnehmer vor dem Start in Prag ausgesprochen gut gelaunt und erwartungsfroh waren – obwohl sie da noch keinen Meter der anspruchsvollen Strecke bewältigt hatten.

„Ich erwarte ein unvergessliches Erlebnis“, freute sich der Prager Student Jan Posejpal. Und sein deutscher Kollege Klaus Arnold ergänzte: „Wir haben uns ein halbes Jahr vorbereitet. Nun sind wir froh, dass es endlich losgeht!“