Auf ins ewige Eis: Tschechen erforschen Klima und Pinguine in Antarktis
Wenn in Mitteleuropa die Temperaturen unter den Gefrierpunkt rutschen, ist die beste Zeit gekommen für die Polarforscher von der Universität in Brno / Brünn. Denn dann ist in der Antarktis Sommer. Schon zum neunten Mal in Folge sind die Wissenschaftler nun auf dem Weg zur tschechischen Forschungsstation im südlichen Polargebiet.
„Unsere Expedition beschäftigt sich vor allem mit unserem Dauerforschungsthema, das sind die Bedingungen in den vom Eis freigegebenen Teilen der James-Ross-Insel. Wir beobachten seit langem das Klima vor Ort, den Gletscherschwund und die Reaktion des dortigen Ökosystems auf den Klimawandel.“
Überraschenderweise haben die tschechischen Experten in den vergangenen Jahren aber eine Umkehrung des Trends feststellen können: Die kleinen Gletscher auf der Insel sind nicht mehr geschrumpft, sondern haben stattdessen zugenommen.Neben der Erforschung des Klimas wollen die Wissenschaftler nach einiger Zeit auch wieder mikrobiologische Untersuchungen anstellen. Ein weiteres Thema wurde neu ins Programm aufgenommen.
„In Kooperation mit chilenischen Wissenschaftlern wollen wir die genetische Vielfalt von bedrohten Pinguinarten erfassen“, so Pavel Kapler.
Die Zoologin Barbora Chattová wird sich um die Pinguine kümmern und ihnen Blutproben abnehmen. Sie ist erstmals auf dem Weg in die Antarktis und hat noch keine Erfahrung mit dem eisigen und rauen Klima dort:„Angst habe ich aber keine, weil ich mit den besten Experten auf dem jeweiligen Gebiet zusammen sein werde. Sorgen bereitet mir nur, dass mein Projekt vielleicht nicht zu realisieren sein könnte, etwa wegen zu großer Vereisung der Gegend oder weil die entsprechenden Orte für meine Forschung nicht zugänglich sind.“
Gerade im vergangenen Jahr war das Meer um die Antarktis so stark vereist wie zuletzt in den 1970er Jahren. Fachleute sagen übrigens, dass dies keinesfalls ein Gegenbeweis zur Klimaerwärmung sei. Diese Entwicklung hatte die Brünner Forscher aber genötigt, ihre vorletzte Expedition zwei Wochen früher zu beenden. Andernfalls wäre das Schiff zur Rückfahrt nicht mehr bis zur Polarstation vorgedrungen. Um solche Probleme zu vermeiden, verläuft dieses Mal die Reise anders: und zwar im Militärflieger auf die argentinische Polarstation Marambio und von dort mit dem Hubschrauber zur Johann-Gregor-Mendel-Station. Dann soll der Aufenthalt zumindest nicht wegen des Packeises verkürzt werden müssen. Pavel Kapler:
„Laut Plan soll die Expedition symbolisch zum Namenstag des heiligen Gregor am 12. März zurückkehren. Ob das aber auch wirklich so geschieht, hängt vom Willen sowohl des Wetters in der Antarktis ab als auch der argentinischen Luftwaffe, die unseren Transport organisiert.“