Die schwierige Rückkehr tschechischer Antarktis-Forscher
Expeditionen in die Antarktis sind seit den Zeiten von Amundsen und Scott deutlich einfacher geworden. Doch Corona-Pandemie hat die Rückkehr von tschechischen Forschern vom weißen Kontinent zu einem großen Abenteuer gemacht. Wie jedes Jahr haben die Wissenschaftler dort auf der Mendel-Polarstation die Folgen des Klimawandels untersucht.
Denn wegen der Corona-Maßnahmen sind auch in Chile derzeit alle Restaurants geschlossen. Insgesamt warten neun Wissenschaftler aus Tschechien derzeit in Santiago auf die Weiterreise. Darunter auch der Klimatologe Kamil Láska:
„Wir sind alle guter Dinge und glauben fest daran, dass wir in einigen Tagen oder Wochen entweder einen kommerziellen Flug buchen können oder durch einen Rückholflug nach Europa kommen.“
Angeblich sind aber in Chile insgesamt nur zehn Tschechen, zehn Polen und etwa 15 Deutsche hängengeblieben – bisher zu wenig für eine Rückholaktion.Defektes Schiff und Corona-Quarantäne
Dabei sind die Experten sehr zufrieden mit der Forschungsarbeit der vergangenen Wochen. Denn diesmal hätten beste Bedingungen dafür geherrscht…
„Es ist ein großes Glück, dass das Wetter diesmal mitgespielt hat und uns viel Arbeit im Freien erlaubt hat. Aus dieser Sicht sind wir sehr froh, dass wir all unsere Vorhaben umsetzen konnten“, so Láska.
Daniel Nývlt hatte dies bereits im März für die Webseiten der Masaryk-Universität näher ausgeführt. Demnach gab es relativ wenig Niederschlag, doch es war kälter als im langjährigen Mittel.Außerdem machte eine kleinere weitere Forschergruppe einen Abstecher nach Nelson Island, das zu den Südlichen Shetlandinseln gehört. Dort soll eine alte Polarstation wieder hergerichtet werden für den Betrieb. Vor allem wurde der ganze frühere Müll von dort beseitigt. Diese Gruppe ist übrigens bereits wieder in Tschechien angekommen.
Für den Rest war die Rückreise aus der Antarktis äußerst beschwerlich. Erst hatte das chilenische Transportschiff „Aquiles“ Verspätung wegen eines Defekts. Dann verbrachten die Tschechen gleich mehrere Wochen an Bord, ehe sie wieder festen Boden unter den Füßen hatten. Unter anderem mussten sie vor Punta Arenas auf dem Schiff ausharren, weil sie wegen des Coronavirus unter Quarantäne gestellt wurden. Dadurch verpasste die Expedition den ursprünglich geplanten Rückflug am 15. April. Immerhin können nun alle in ihren Hotelzimmern in Santiago de Chile in Ruhe an den Computern arbeiten. Kamil Láska:
„Wir komplettieren hier unsere Aufzeichnungen, übertragen die ganzen Daten und machen bereits die ersten Analysen.“Auch die zahlreichen Proben sind laut dem Klimatologen in Sicherheit.
„Wie zuvor auf der Aquiles haben wir auch hier im Hotel Kühlschränke zur Verfügung. Das heißt, das ganze gesammelte biologische Material ist bei entsprechenden Temperaturen gelagert.“
Biologische Proben im Gepäck
Sorgen macht den Wissenschaftlern jedoch die Vorstellung, die Proben auf kompliziertem Luftweg nach Tschechien bringen zu müssen. Mehrfache Stopover könnten da zu einem Problem werden. Zudem steht die Weiterführung des Forschungsprogramms nun auch wegen der Corona-Pandemie auf dem Spiel. Was wird, wenn die Grenzen teils auch noch im kommenden Jahr geschlossen blieben, fragt sich Kamil Láska…„Wir müssen regelmäßig die Polarstation warten sowie die ganzen Messanlagen direkt dort und in der näheren Umgebung. Unter anderem müssen die Batterien ausgetauscht werden. Sollten Ergebnisse aus unseren durchgehenden Messungen fehlen, wäre das ein großer Verlust.“
Seit 15 Jahren bereits sammeln die Wissenschaftler aus Brünn kontinuierlich ihre Daten. Dazu Daniel Nývlt:
„Je robuster unsere Datenlage ist, desto besser können wir zum Verständnis beitragen, welcher Wandel sich derzeit in der Antarktis vollzieht.“So untersuchen die Geomorphologen im Team, wie sich der Permafrost und der Boden verändern. Die Biologen beobachten zum Beispiel die Entwicklungen bei Flechten, Moosen und Algen unter den extremen klimatischen Bedingungen an diesem Ende der Welt. Die Mikrobiologen studieren wiederum die Mikroflora bei den Tieren in der Antarktis und sammeln mikroskopisch kleine Pilze, die auf Felsen und auf dem Boden wachsen. Bei ihren Forschungsvorhaben arbeiten die Wissenschaftler aus Brünn mit Kollegen einiger ausländischer Universitäten zusammen.