Auf in die Antarktis: Klimawandel, Tiere und Stress als Forschungsthema
Wissenschaftler von der Masaryk-Universität in Brno / Brünn brechen Ende des Jahres regelmäßig in die Antarktis auf. Dort betreiben sie langfristige Forschungen zum Klimawandel. Diesmal wollen sie sich zudem mit dem Einfluss von Polarbedingungen auf einen gestressten menschlichen Körper beschäftigen. Seit vergangener Woche befindet sich eine Gruppe von 16 Forschern auf dem Weg zum Eiskontinent.
Die Forscher von der Masaryk-Universität mussten wieder Desinfektionsmittel, Atemschutzmasken und Corona-Tests einpacken. Alle Expeditionsmitglieder sind vollständig immunisiert und haben sich im Vorfeld ausführlichen medizinischen Untersuchungen unterzogen. Aus Wien reisten sie weiter nach Punta Arenas in Chile. Am 28. Dezember will die Expedition auf die König-Georg-Insel fliegen, von dort aus geht es mit dem Schiff weiter.
Das Ziel ist die Gregor-Mendel-Polarstation. Dort wollen die Wissenschaftler ihre langfristigen Forschungen zum Klimawandelf fortsetzen. Sie werden den Zustand der Gletscher und des gletscherfreien Gebiets, des Erdbodens sowie der Fluss- und Seesysteme erforschen. Ihre Aufmerksamkeit gilt auch einigen Vogelarten, wie Küstenseeschwalben, Eissturmvögeln, Pinguinen und auch Seehunden, antarktischen Seebären und Seeelefanten. Dazu der Expeditionsleiter Filip Hrbáček:
„Diese Forschungsarbeit hängt davon ab, wie viele Tiere wir auf unserem Gebiet vorfinden. Denn es kann passieren, dass wir während der ganzen Saison nur einen einzigen Pinguin antreffen. Zu anderen Zeiten haben wir aber sogar Hunderte von ihnen gesehen.“
Eine Neuheit stellt in diesem Jahr ein Projekt dar, dank dessen die Wissenschaftler Veränderungen besser verstehen können, die sich auf dem Eiskontinent abspielen.
„Wir wollen ein Netz für die Messungen der Erdfeuchtigkeit zusammenstellen. Daran arbeiten wir mit unseren Kollegen aus Portugal und aus Spanien zusammen. Die Erdfeuchtigkeit ist einer der entscheidenden Faktoren, die die physikalischen Prozesse in der dortigen Umwelt beeinflussen und eine große Bedeutung für die Verbreitung von Pflanzen haben.“
Nicht zuletzt wollen die Forscher auch sich selbst studieren. Es sei wichtig auszuwerten, welchen Einfluss Stress auf die Gesundheit der Menschen in den Polargebieten habe, merkte Hrbáček an:
„Der Aufenthalt in der Antarktis kann siumulieren, wie der Körper auf die Bedingungen im Weltall reagierten könnte. Dies dient etwa der Planung von langen Flügen auf den Mars.“
Es werden beispielsweise der Puls der Forscher gemessen sowie die Zahl der Schritte, die sie jeden Tag zurücklegen. Dabei arbeitet das tschechische Team mit der Europäischen Weltallagentur zusammen.
Fast die Hälfte der Expeditionsmitglieder sind Geographen. Zudem sind unter anderem ein Mikrobiologe und Pflanzenphysiologe dabei. Es handelt sich um die 15. tschechische Antarktis-Expedition. Die Experten sollen etwa drei Monate lang auf dem Eiskontinent bleiben.
Die Gregor-Mendel-Polarstation wurde 2007 eröffnet, ihr Eigentümer ist die Masaryk-Universität. Für mindestens 30 weitere Jahre soll sie Forschern von tschechischen und ausländischen Instituten dienen. Dank des Baus der Polarstation gehört Tschechien zu den 30 Staaten der Welt, die sich an der Forschungen in der Antarktis beteiligen.