Dem Klimawandel auf der Spur – tschechische Forscher in der Antarktis
Erneut sind Wissenschaftler aus Brno / Brünn in die Antarktis aufgebrochen. Das Team der Masaryk-Universität besteht aus 17 Experten unterschiedlicher Fächer. Rund zwei Monate wollen die zwei Frauen und 15 Männer auf der tschechischen Gregor-Mendel-Polarstation verbringen. Sie liegt auf der James-Ross-Insel, einem Teil der Antarktis, der nicht durchgehend von einer Eisschicht bedeckt ist.
Das ist nicht unerheblich, denn im Mittelpunkt der Forschungen stehen der Klimawandel und seine Folgen. Der Geograph Daniel Nývlt leitet die Expedition. Gegenüber dem Tschechischen Fernsehen erläuterte er:
„Wir haben dieses Jahr mehr Pflanzenphysiologen dabei als in den vergangenen Jahren. Sie erforschen schon seit längerem die Moose und Flechten auf der Insel. Höheren Bewuchs gibt es dort nicht. Diesmal wollen sie herausfinden, wie weit Moose und Flechten auf der Insel verbreitet sind. Das geschieht sowohl bei eigenen Erkundungen im Terrain als auch mithilfe von Drohnen. Zudem kommen Infrarotkameras zum Einsatz, mit denen wir zu weiteren Erkenntnissen über die Biotope gelangen können.“ Laut Nývlt wollen die Experten die neuen Daten mit denen von vor zehn Jahren vergleichen. Die Frage ist, wie sich am Bewuchs der Klimawandel zeigt. Um die Erderwärmung geht es auch bei der Erforschung des Permafrostbodens. Konkret nehmen die Wissenschaftler jenen Teil des Bodens unter die Lupe, der im antarktischen Sommer auftaut.„Der Rand der Antarktis, wo auch die James-Ross-Insel liegt, hat sich in den vergangenen Jahren aber erstaunlicherweise leicht abgekühlt. Bisher ist das nur eine in ihrer Dauer schlecht einzuschätzende Delle im langfristigen Trend. Denn die nahe antarktische Halbinsel war von den 1970er bis in die 1990er Jahre einer der Teile der Welt, der sich am stärksten erwärmt hat. In den vergangenen zehn, zwölf Jahren ist es nun zu einer leichten Abkühlung gekommen. Doch die Daten aus den Jahren schwanken sehr. Daher möchten wir weitere Fakten sammeln und sie mit jenen von anderen Gegenden der Antarktis vergleichen“, so Nývlt.
Auf der James-Ross-Insel mache sich der Klimawandel besonders in der Trockenheit bemerkbar, sagt der Forscher. In der Regel werden 400 bis 500 Milliliter Niederschlag pro Jahr gemessen. Zum Großteil geht dieser aber gar nicht über dem Land nieder, sondern wird vom Wind ins Meer geweht:„Nur wenig Feuchtigkeit bleibt auf der Insel. Wenn in Zukunft Gletscher und Permafrostböden als Feuchtigkeitsspender abtauen und sich die Niederschlagsmenge nicht erhöht, dann kann das für die Ökosysteme vor Ort sehr gefährlich werden – und das bereits im kommenden Jahrhundert.“
Das Wissenschaftsteam auf der Gregor-Mendel-Station ist dieses Jahr erstmals international besetzt. Mit dabei sind auch eine Slowakin und ein türkischer Forscher.