Auf Pilgerspuren: Radwallfahrt vom Heiligen Berg nach Bodenmais

Foto: Archiv von Josef Hovorka

Der Heilige Berg (Svatá hora) beim Příbram ist der bekannteste Marienwallfahrtsort in Böhmen. Seit dem 17. Jahrhundert haben auch viele Gläubige aus Bayern diesen Berg besucht. Ein Großteil der Pilger stammt bis heute aus dem niederbayerischen Städtchen Bodenmais. Eine Gruppe junger Radfahrer aus Příbram hat sich am vergangenen Wochenende auf die Spuren der Pilger begeben, aber in umgekehrter Richtung: vom Heiligen Berg nach Bodenmais. Josef Hovorka hat an der rund 200 Kilometer langen Radwallfahrt teilgenommen.

Josef Hovorka  (links). Foto: Archiv von Josef Hovorka
Herr Hovorka, wie entstand die Idee der Radwallfahrt?

„Es ist schon eine alte Tradition, dass die Gläubigen aus dem Bayerischen Wald zu Fuß auf den Heiligen Berg pilgerten. 2009 haben wir dann ein tschechisch-deutsches Projekt einer Radwallfahrt initiiert. Wir fahren jedes Jahr mit einer Gruppe von etwa 20 Jugendlichen in zwei Etappen vom Heiligen Berg nach Bodenmais.“

Wann sind Sie am Heiligen Berg gestartet, und wann waren Sie im Ziel der ersten Etappe, im Böhmerwald?

„Wir fahren immer praktisch den ganzen Tag Rad. Wir sind am Freitagmorgen losgefahren und ungefähr um 16 Uhr in der Böhmerwaldstadt Sušice / Schüttenhofen angekommen, wo die erste Etappe endete. In der Nähe der Stadt haben wir übernachtet. Am Samstag haben wir die Fahrt fortgesetzt: durch den Böhmerwald in Richtung Bayerisch Eisenstein, Zwiesel bis nach Bodenmais.“

Foto: Archiv von Josef Hovorka
Sind alle Teilnehmer sozusagen Amateurradfahrer, keine Leistungssportler?

„Ja, wir sind fast alle reine Amateurradfahrer. Die Mehrheit der Gruppe waren Schüler und Studenten aus Příbram.“

Machen Sie während der Radfahrt auch einige Pausen, um sich die Städte anzuschauen?

„Ja, schon. Diesmal haben wir beispielsweise die Bergsynagoge in Hartmanice / Hartmanitz besucht und dort an einer Führung teilgenommen. Zudem haben wir uns in der dortigen Dauerausstellung einen Dokumentarfilm über den ehemaligen politischen Gefangenen František Zahrádka angeschaut. Er hat 1949 mehreren Menschen geholfen, eben über den Böhmerwald in Richtung Westen zu flüchten.“

Foto: Archiv von Josef Hovorka
Wann Sie in Bodenmais angekommen?

„Wir waren am Samstag etwa um 16 Uhr in Bodenmais. Am Sonntag fand dort das so genannte St.-Bennofest statt. Es gab eine große Pilgerprozession, die durch die ganze Stadt zog. In der Prozession wurde ein Gnadenbild getragen. Es ist eine Kopie eines Marienbildes von Loreto aus Italien. Das Fest ist wahrscheinlich die größte und beliebteste Veranstaltung in der Stadt.“

Haben schon früher auch tschechische Pilger an dieser Veranstaltung teilgenommen, oder waren Sie dort die ersten?

In der Synagoge in Hartmanice Foto: Archiv von Josef Hovorka
„Ich nehme an, dass wir 2009 die erste Pilgergruppe aus Tschechien waren, die am St.-Bennofest teilgenommen hat. Seit der Wende ist es möglich, die Kontakte nach Bodenmais wieder aufzubauen. Für uns ist es bei der Radwallfahrt wichtig, auch die Kultur in Bayern kennen zu lernen und mehr über die Beziehungen der Bewohner von Bodenmais zu Böhmen zu erfahren.“

Bodenmais hat mit Příbram eines gemeinsam: es war früher auch eine Bergbaustadt. Wurden inzwischen Kontakte zwischen den Pfarreien oder auch anderen Institutionen geknüpft?

„Ja, es bestehen sehr gute Kontakte zwischen den Pfarreien in Bodenmais und auf dem Heiligen Berg. Es gibt auch sehr gute Beziehungen zwischen den Menschen, man besucht sich gegenseitig. Eine Gruppe von Radfahrern aus Bodenmais kommt jedes Jahr zur sogenannten ´Krönungsfeier´ auf dem Heiligen Berg.“

Was war für Sie am schwierigsten während der diesjährigen Radwallfahrt?

„Der Böhmerwald ist mit seinem Wetter schon etwas spezifisch. Natürlich ist es nicht einfach, die Berge zu überwinden. Aber in einer Gruppe zu fahren, macht viel mehr Spaß, als allein zu radeln. Es geht uns nicht um die Leistung, sondern wir besprechen während der Radfahrt auch einfach viele Dinge.“