Auf und ab eines Torwarts: Vaclík Fußballer des Jahres und nun verletzt

Tomáš Vaclík (Foto: ČTK / Vít Šimánek)

Tschechien hat einen neuen Fußballer des Jahres. Es ist der Torhüter des FC Sevilla, Tomáš Vaclík. Am Montag wurde der 29-Jährige in Prag mit der Siegertrophäe für seine Top-Leistungen im Jahr 2018 geehrt.

Tomáš Vaclík  (Foto: ČTK / Vít Šimánek)
Vor fünf Tagen war Tomáš Vaclík noch einer der Protagonisten eines wahren Fußball-Thrillers: Mit Sevilla unterlag er in der Europa League Gastgeber Slavia Prag nach Verlängerung mit 3:4, so dass sein andalusischer Verein aus dem Wettbewerb ausschied. Etwas bedröppelt sagte er nach der Partie:

„Am Sonntag spielen wir in der spanischen Liga, und am Montag kehre ich zurück nach Prag. Und das gewiss mit einer schlechteren Laune als die Spieler von Slavia.“

Der Grund für seine Rückkehr war das Zusammentreffen mit seinen Kollegen der tschechischen Nationalmannschaft vor den bevorstehenden Länderspielen gegen England und Brasilien. Wegen einer Verletzung spielte Václík am Sonntag nicht. Umso größer war die Überraschung, die ihn am Montagabend ereilte. Bei der Gala des tschechischen Fußballverbandes im Prager Theater in den Weinbergen wurde er zur höchsten Ehrung auf das Podium gerufen:

Pavel Kadeřábek  (Foto: ČTK / Vít Šimánek)
„Ich hatte schon viele Träume darüber, was ich alles im Fußball erreichen will, und ich habe sie immer noch. Aber niemals habe ich davon geträumt, ich könnte tschechischer Fußballer des Jahres werden. Daher bedeutet mir die Auszeichnung sehr viel, ich weiß sie sehr zu schätzen.“

Bei der Ehrung selbst war Vaclík dann auch fast den Tränen nahe. Dabei hatte er sich in der populären Umfrage der hiesigen Fußballexperten klar durchgesetzt. In dieser verwies er Verteidiger Pavel Kadeřábek von der TSG 1899 Hoffenheim und Mittelfeldspieler Tomáš Souček von Slavia Prag auf die Ehrenplätze.

In seiner persönlichen Rückbesinnung auf 2018 räumte Vaclík dann aber ein, dass es für ihn das Jahr des internationalen Durchbruchs war. Im Sommer wechselte er vom FC Basel, bei dem er vier Jahre lang gespielt hatte, zum FC Sevilla. Bei den Andalusiern wurde er sofort Stammspieler, und in der Primera Division hielt er teilweise so überragend, dass die spanischen Reporter seinen Namen immer öfter lobend hervorhoben.

Tomáš Vaclík  (Foto: ČTK / Michal Kamaryt)
„Wir waren nach 13 Spieltagen Tabellenführer der Liga, und im November wurde ich zum Spieler des Monats in Spanien gewählt“, schilderte Vaclík.

Das laufende Jahr 2019 aber hat den ohnehin eher bescheidenen Vaclík schnell wieder zurück auf den Boden der Tatsachen gebracht. In der spanischen Liga ist der FC Sevilla mittlerweile bis auf den sechsten Platz abgerutscht, nach der Pleite in Prag wurde Trainer Pablo Machin gefeuert. All diese Umstände haben auch beim frischgebacken Fußballer des Jahres zu einer allgemeinen Erkenntnis geführt:

„Der Grat zwischen Erfolg und Misserfolg ist extrem dünn“, so Vaclík.

Illustrationsfoto: Blueeyes,  Pixabay / CC0
Aber auch für ihn selbst hatte das Duell mit Slavia Prag einen bitteren Beigeschmack. Im Hinspiel in Sevilla verletzte er sich nämlich an der Hüfte, als er bei dem Versuch, einen Kopfball der Gäste abzuwehren, gegen den Pfosten knallte. Beim Rückspiel in Prag war der gebürtige Ostrauer dann zwar wieder dabei, doch neben den vier Gegentoren, die er schlucken musste, traten erneut Schmerzen auf. Am Dienstagmorgen in Prag wurde nun eine Bauchmuskelverletzung diagnostiziert, diese setzt ihn mindestens für zwei Wochen außer Gefecht. Das ist doppelt schmerzhaft für ihn, denn damit verpasst Vaclík auch den Jahresauftakt der tschechischen Nationalmannschaft, der am Freitag im Londoner Wembley-Stadion ansteht.

Autor: Lothar Martin
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