Aufnahmeprüfungen
Als Schulminister Eduard Zeman vergangenen Sommer ankündigte, die mehrjährigen Gymnasien schrittweise abzuschaffen, löste er damit eine angeregte öffentliche Debatte aus und erntete zahlreichen Protest. Dass das Vorhaben des Ministers alles andere als mehrheitsfähig ist, zeigte auch die erste Runde der Aufnahmeprüfungen, die am Montag an den hiesigen Mittelschulen und Gymnasien stattfanden. Hören Sie dazu einen Bericht von Silja Schultheis.
"Die Aufnahmeprüfungen haben bestätigt, dass sich die Kinder und deren Eltern ihre Zukunft anders vorstellen, als es der Staat von ihnen fordert". So schreibt die auflagenstärkste tschechische Tageszeitung "Mlada fronta Dnes" in ihrer Dienstagsausgabe und bringt damit eine Tendenz auf den Punkt, die sich nicht von der Hand weisen lässt:
Seit Einführung des neunten Pflichtschuljahres im Jahr 1996 sind die Schülerzahlen an den Mittel- und Berufsschulen stetig gesunken, während das Interesse an den sogenannten mehrjährigen Gymnasien ab der fünften bzw. siebten Klasse in den vergangenen Jahren unverändert hoch blieb.
Dennoch ist dieser Schultyp in den längerfristigen Planungen des Schulministerium nicht mehr vorgesehen. Das Argument hierfür lautet: Die mehrjährigen Gymnasien fördern die frühzeitige Selektion der Kinder in bessere und schlechtere Schüler. Das Schulministerium hält die Leiter dieser Gymnasien daher bereits seit mehreren Jahren dazu an, weniger Schüler aufzunehmen. Und so werden auch aus den diesjährigen Aufnahmeprüfungen zwei Drittel der Bewerber enttäuscht hervorgehen und mit der Begründung abgelehnt werden, dass das Interesse an der Schule, für die sie sich beworben haben, zu hoch sei.
Im laufenden Schuljahr werden die Mittelschulen und Gymnasien hierzulande von gut einer halben Million Schüler besucht - mehr als jemals zuvor seit Einführung der neunjährigen Schulpflicht vor fünf Jahren. Dies ist dadurch bedingt, dass die geburtenschwachen Jahrgänge, deren Vertreter nach 1996 an die Mittelschulen und Gymnasien gekommen waren, inzwischen wieder von dort abgegangen sind.