Österreichisches Gymnasium in Prag in neuem Gebäude
Seit 1991 gibt es in Prag ein österreichisches Gymnasium. Aufgenommen wurde der Unterricht damals mit 48 Schülerinnen und Schülern im Stadtteil Smíchov nahe der Österreichischen Botschaft. Nachdem der Zulauf immer größer wurde, wurden die Gymnasiasten seit 2004 provisorisch im Stadtbezirk Holešovice untergebracht. Wegen der Raumnot und veralteter Ausrüstung fiel schließlich der Beschluss, einen Neubau zu errichten. Seit Beginn dieses Schuljahrs werden die über 200 Schülerinnen und Schüler nun in einem modernen Gebäude im Stadtteil Modřany unterrichtet. Offiziell eröffnet wird der Bau am Freitag. Isabella Benischek ist Direktorin des österreichischen Gymnasiums.
„Vielleicht ist es einfacher zu sagen, was sich nicht geändert hat. Nicht geändert hat sich das Team von Lehrerinnen und Lehrern, die immer schon sehr engagiert und perfekt mit unseren Kindern gearbeitet haben. Nicht geändert hat sich die Bereitschaft unserer Kinder, zu lernen und Erfolg zu haben. Das sind die Dinge, die gleich geblieben sind. Sonst hat sich alles geändert.“
Was schätzen Sie nach einem Monat an den immer noch ganz neu riechenden Räumen in dem Schulgebäude am meisten?„Das kann man nur verstehen, wenn man in dem früheren Gebäude war. Wir schätzen den Platz, den wir nun haben. Eigentlich ist es ja eine Selbstverständlichkeit, einen Raum zu haben, wo man eine Veranstaltung machen kann, dass die Lehrer genug Platz für ihre Unterrichtsmaterialien haben, oder auch Klassenzimmer mit Overheadprojektoren und fixen Computern zu haben, wo einfach moderne Medien im Unterricht miteingesetzt werden können. All das ist nun unkompliziert. Ich glaube, dass diese Dinge eine wichtige Voraussetzung für den Unterricht sind, dass man den Schülern einen zeitgemäßen Unterricht bieten kann. Das geht nicht ohne Internet, ohne Computer, ohne die modernen Medien.“
Sie haben vorher erwähnt, dass es Befürchtungen gab, dass die Schule in einem modernen Gebäude an Gemütlichkeit verlieren könnte. Dies stimmt aber wahrscheinlich nicht, oder?„Nein, das ist Gott sei Dank nicht so. Wir haben hier einen Mehrzweckraum, der auch als Speisesaal genutzt wird. Er wird feierlich eröffnet und wird in Trauttmansdorff- Saal umbenannt werden zu Ehren unseres Herrn Botschafters. Dieser Raum ist einfach ein Zentrum geworden: Es gibt dort Frühstück, man kann dort den ganzen Tag das Büffet benutzen, mittags gibt es Mittagessen für die Schüler. Es ist ein Zentrum der Kommunikation, da trifft man sich gerne während der Mittagspausen, man kann dort auch arbeiten. Das ist ganz wichtig. Ansonsten es liegt wahrscheinlich auch an den Leuten – an unseren Schülern, die es gewohnt sind, mit Lehrern zu sprechen, miteinander zu sprechen, Projekte auszumachen. Das haben wir mitgenommen. Ich denke, die Kommunikation und das Zusammengehörigkeitsgefühl, das wir in den anderen Häusern hatten, das ist hier genauso. Es ist eine Sache, die an den Menschen liegt und anscheinend nicht an den Räumlichkeiten.“
In den ersten zwei Stufen, die der 8. und 9. Klasse der tschechischen Pflichtschule entsprechen, wird ein sehr intensiver Deutschunterricht angeboten. Haben Sie nicht vor, das Gymnasium nach dem Umzug in das geräumige Gebäude künftig zu erweitern?„Im Moment sind wir sechsjährig. Wir haben zwei Jahre der tschechischen Grundschule quasi als Vorbereitungsjahre. Die Schüler haben dort ganz normalen Unterricht in tschechischer Sprache und zusätzlich acht Stunden Deutschunterricht pro Woche. Das brauchen sie, denn in den darauffolgenden vier Jahren ist die Unterrichtssprache dann Deutsch. Das Konzept funktioniert gut. Pädagogisch sinnvoller wäre es aber, wenn dieser intensive Deutschunterricht auf vier Jahre aufgeteilt würde. Unser Wunsch und unser Ziel ist es, ein achtjähriges Gymnasium zu haben. Dann könnten wir in der Unterstufe tschechische Sprache als Unterrichtssprache haben, so wie es üblich ist. Deutsch könnten wir dann nebenbei unterrichten, aber nicht so intensiv wie jetzt, sondern aufgeteilt auf vier Jahre. Pädagogisch wäre das sinnvoll.“