Aufstand tschechischer Lkw-Fahrer in Deutschland

Foto: Arrtem via Foter.com / CC BY-NC-SA

Über 900 tschechische Lkw-Fahrer und Arbeiter wollen in Deutschland gegen ihre Arbeitgeber klagen, um den Mindestlohn zu bekommen. Dies berichtete das Nachrichtenportal idnes.cz am Donnerstag.

Foto: Arrtem,  Foter.com,  CC BY-NC-SA
Die tschechischen Fahrer im Auftrag deutscher Unternehmen orientieren sich am Urteil im Fall eines Angestellten bei einem Subunternehmen der Deutschen Post. Dieser hatte Mitte Februar vor dem Arbeitsgericht in Bonn rückwirkend den deutschen Mindestlohn für sich erstritten. Die Post muss dem 42-jährigen Fahrer insgesamt rund 10.000 Euro nachzahlen. Sein tschechischer Lohn hatte bei rund einem Drittel des deutschen Mindestlohns gelegen. Dem tschechischen Fahrer halfen Mitarbeiter des Deutschen Gewerkschaftsbunds vor Gericht. Dies geschah im Rahmen des Projekts „Faire Mobilität“. An die Beratungsstelle hätten sich seitdem über 900 seine Kollegen gewandt, teilte die Leiterin Stanislava Rupp mit.

Der tschechische Transport-Verband Česmad Bohemia sieht den geplanten Klagen besorgt entgegen. Laut Aussagen seiner Vertreter bekommen die Tschechen zwar ein niedrigeres Grundgehalt, dieses wird aber durch Spesen ausgeglichen. Die Zulagen je Tag und Übernachtung im Ausland liegen demzufolge bei 45 Euro pro Tag. „Wir wollen, dass die Spesen in den Lohn einbezogen werden. Sollten die Tschechen vor Gericht erfolgreich sein, werden tschechische Firmen nicht mehr mit den deutschen konkurrieren können“, sagte Česmad-Sprecher Martin Felix gegenüber dem Nachrichtenportal idnes.cz.

Dan Ťok  (Foto: Martin Svozílek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Schickt eine Firma einen Angestellten zur Arbeit ins Ausland, muss sie ihm laut einer EU-Richtlinie den Mindestlohn des Gastlandes zahlen. Der tschechische Verkehrsminister Dan Ťok (parteilos) sieht durch diese Regelung die tschechischen Spediteure in ihrer Existenz bedroht. Er drängt darauf, dass ihre Dienstleistungen bis Mitte 2018 aus der Entsenderichtlinie der EU herausgenommen werden. „Sollte sich die Richtlinie weiterhin auf das Transportwesen beziehen, werden tschechische Firmen durch Bürokratie und Lohnvorgaben zerstört“, warnt der Minister.