Bei Fahrverbot zum Psychologen: Übeltäter am Steuer müssen in Tschechien verpflichtend zur Therapie

Wer im Straßenverkehr in Tschechien deutlich zu schnell unterwegs ist oder sich ein anderweitiges, schwerwiegendes Vergehen zu Schulden kommen lässt, den erwartet ab April nicht nur eine saftige Geldstrafe oder ein Fahrverbot. Auferlegt werden neuerdings auch verpflichtende therapeutische Kurse.

Ab April müssen Menschen, die sich hierzulande im Straßenverkehr auf grobe Art falsch verhalten, an einem verpflichtenden psychologischen Kurs teilnehmen. Konkret werden all jene das Therapieprogramm absolvieren müssen, denen ein Fahrverbot von anderthalb Jahren oder mehr auferlegt wurde. In der Praxis sind dies Kraftfahrer, die etwa die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit bedeutend überschritten haben, ohne Führerschein unterwegs waren oder einen Drogen- und Alkoholtest abgelehnt haben.

Martin Kupka | Foto: Regierungsamt der Tschechischen Republik

Verkehrsminister Martin Kupka (Bürgerdemokraten) sagte bei der Vorstellung der neuen Regelung:

„Wir gehen davon aus, dass pro Jahr 15.000 Menschen an den Kursen teilnehmen werden. Aus den Statistiken geht hervor, dass ein Viertel der schwerwiegendsten Vergehen von einer kleinen Gruppe von rund acht Prozent aller Fahrer verübt wird. Das zeigt ganz klar, in welche Richtung wir unsere Aufmerksamkeit richten müssen.“

Durchgeführt werden die Kurse von Psychologen, die vom Zentrum für Verkehrsforschung (CDV) auf ihre neue Aufgabe vorbereitet wurden. Bisher gibt es dem Verkehrsministerium zufolge 100 entsprechend geschulte Fachkräfte im Land.

Aber wie genau läuft die Therapie ab? Es würden fünf vierstündige Einheiten abgehalten werden, bei denen jeweils maximal zwölf Fahrer zusammenkämen, schildert Veronika Kurečková, Psychologin am Zentrum für Verkehrsforschung:

Illustrationsfoto: Tima Miroshnichenko,  Pexels

„Das Programm soll für die Teilnehmer wirklich spannend sein. Sie werden die Möglichkeit haben, über sich nachzudenken, über sich zu sprechen und sich die Haltungen der anderen anzuhören.“

Mit dem Erstellen von Therapiemodellen für Kraftfahrzeugfahrer beschäftigt man sich am Zentrum für Verkehrsforschung schon seit über 20 Jahren. Pavel Řezáč arbeitet für die Institution. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks schilderte er, dass man sich für die neuesten Kurse auch an vergleichbaren Programmen in Österreich, der Slowakei und der Schweiz orientiert habe…

„In der Testphase haben wir die Therapie mit 800 Klienten durchgeführt. In einigen Fällen lag die Erfolgsquote des Kurses bei bis zu 90 Prozent.“

Die Kosten für die verpflichtenden Kurse werden die Teilnehmer im Übrigen selbst tragen und dafür tief in die Tasche greifen müssen. Denn die Gebühr für das Programm beläuft sich auf 13.310 Kronen (530 Euro).

Autoren: Ferdinand Hauser , Luděk Hubáček
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