Aus Mexiko nach Liberec: „Maya-Codex“ unklarer Herkunft wirft Fragen auf
In den Sammlungen des Nordböhmischen Museums in Liberec / Reichenberg befinden sich mehrere geheimnisvolle Exponate. Eines davon ist der sogenannte „Maya-Codex“. Seine Herkunft ist unklar, genauso umstritten ist die Echtheit der Bildhandschrift.
Die Maya-Codices sind gefaltete Bilderhandschriften. Sie enthalten Informationen über das Leben der Maya sowie über ihre Religion, aber auch über Mathematik und Astronomie. Heute gibt es weltweit nur noch vier Maya-Bücher, die authentisch sind. Sie entstanden alle in den letzten Jahrhunderten vor der spanischen Eroberung Mittelamerikas. In den Sammlungen des Nordböhmischen Museums in Liberec befindet sich jedoch auch eine Handschrift, die als sogenannter „Maya-Codex“ bezeichnet wird. In Leinen gebunden wird er in einer Schachtel aufbewahrt. Jana Stěhulková ist Kuratorin der ethnographischen Sammlungen des Museums in Liberec.
„Der Codex ist fast drei Meter lang, wenn man ihn auseinanderfaltet. Er besteht aus 18 Tafeln, die wie ein Leporello gefaltet sind. Allerdings scheint es, dass es sich um eine Fälschung handelt, die an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert entstanden ist. Der dänische Archäologe Frans Blom war der Meinung, dass die Handschrift von Genaro Lopez stammt, der auch Gemälde gefälscht hat. Wahrscheinlich fand er Inspiration beim Dresdner und beim Madrider Maya-Codex.“
Neben den beiden genannten Codices sind nur der Maya-Codex von Paris und der Maya-Codex von Mexiko als authentisch anerkannt. In der Handschrift in Liberec sind der Kuratorin zufolge die Zeichnungen und Daten sinnlos verstreut. Manche Forscher glauben dennoch laut Stěhulková an die Echtheit des Exponats.
„Die Brüder Böhme nehmen zum Beispiel an, dass der Codex von der Mitte des 15. Jahrhunderts stammen könnte. Diesen Forschern gelang es, in einem Teil der Handschrift Zeichen aus dem 20-Tage-Zyklus der Maya zu entziffern, die für einzigartig gehalten werden.“
Die Handschrift soll der Handelsvertreter Emil Heinze in den 1920er Jahren in Mexiko erworben und nach Böhmen gebracht haben. Heinze arbeitete damals bei einer Exportfirma in Jablonec nad Nisou / Gablonz. Nachdem ein Teil des Museums in Jablonec geschlossen wurde, wurde der Codex 1954 Bestandteil der Sammlungen des Museums in Liberec.
In der nächsten Zeit soll die Handschrift, deren Herkunft umstritten ist, vor allem konserviert werden. Jana Stěhulková:
„Es ist zudem notwendig, dieses Museumsstück zu digitalisieren, UV-Fotos davon zu machen und es mit Hilfe der Infrarot-Reflektografie oder einer anderen Technik zu analysieren.“
Mehr Erkenntnisse über die Handschrift und ihre Herkunft dürften also erst in den nächsten Jahren bekannt werden.