Aus und Vorbei für Museum des Eisernen Vorhangs

Das Projekt „Museum des Eisernen Vorhangs“ wurde in den Medien häufig als allzu größenwahnsinnig bezeichnet. Die geplante Weltattraktion im Böhmerwald sollte sich mit den Schrecken des Eisernen Vorhangs beschäftigen, im Jahr 2002 wurde der Grundstein gelegt. Aufschlussreiches Museum in Originalumgebung oder Disneyland des Kalten Krieges? Wir werden es wohl nicht mehr erfahren, denn ein solches Museum wird es, zumindest auf tschechischem Boden, nun doch nicht geben.

Feierliche Klänge ertönten noch vor sechs Jahren bei der Grundsteinlegung zum Museum des Eisernen Vorhangs im Böhmerwaldstädtchen Kvilda /Aussergefilde. Prominente Besucher waren gekommen, um an dem Festakt teilzunehmen: der damalige tschechische Innenminister Stanislav Gross sowie andere tschechische Politiker und ausländische Diplomaten. Sie alle unterstützten das groß angelegte Projekt, das die Folgen des totalitären Regimes zeigen sollte – vor allem den jungen Generationen, die den Eisernen Vorhang nur aus Erzählungen kennen. Anfang dieses Jahres kam dann jedoch das Aus. Nicht gerade aus heiterem Himmel, denn die administrativen Schwierigkeiten hatten schon kurz nach der Grundsteinlegung begonnen. Woran scheitert ein Projekt, das sogar vom ehemaligen UN-Generalsekretär Kofi Annan unterstützt wurde?

„Kurz vor der Grundsteinlegung haben wir einen Vertrag zur unentgeltlichen Überschreibung des Grundstücks unterschrieben, auf dem früher Kasernen des Grenzschutzes standen. Eine sehr attraktive Lokalität also. Vom Gesetz her muss einer unentgeltlichen Überschreibung nicht nur der vormalige Besitzer zustimmen, in diesem Fall das Innenministerium, sondern auch das Finanzministerium. In unserem Fall musste zusätzlich auch noch das Umweltministerium seine Zustimmung geben, weil das Grundstück fünf Kilometer vom Nationalpark Böhmerwald entfernt ist. Und das Umweltministerium hat dann beschlossen, dass ein solches Projekt nicht von öffentlichem Interesse ist – das hat uns natürlich alle schockiert“, erklärt Václav Vítovec, Vorsitzender der Stiftung „Eiserner Vorhang“, die den Bau des Museums initiiert hat.

Václav Vítovec  (Foto: ČTK)
Damit war die Vision von Vítovec und seiner Stiftung zerschlagen, mit einem Gerichtsbeschluss kehrte das Grundstück in Staatsbesitz zurück. Jetzt soll auf dem Gelände ein botanisches Zentrum für Studenten entstehen.

Ist damit das Projekt, das laut den Initiatoren weltweite Bekanntheit erlangen sollte, gestorben? Oder gibt es den Versuch, woanders ein geeignetes Grundstück für den Bau des Museums zu finden? Dazu Václav Vítovec:

„Man kann eben nicht mit dem Kopf durch die Wand. Nach fast sieben Jahren Papierkrieg haben wir uns entschlossen, dieses Projekt auf tschechischem Boden zu beenden. Jetzt suchen wir anderswo ein interessantes Grundstück, in Österreich oder vielleicht auch in Bayern. Zudem haben wir ausgezeichnete Kontakte in die Vereinigten Staaten.“

Wer weiß, vielleicht wird es ja bald ein Museum des Eisernen Vorhangs in den USA geben – dann aber leider nicht in der Originalumgebung und direkt am früheren Grenzstreifen.