Ausplaudern geheimer Information? Kritik an Staatspräsident Zeman
Auf dem Gebiet Tschechiens bewege sich eine Person aus Nordafrika, die im Verdacht stehe, mit islamistischen Terrororganisationen zusammenzuarbeiten. Dies gab Staatspräsident Miloš Zeman am Mittwoch bei einem Rundfunkinterview bekannt. Für seine Aussage erntete er Kritik von Sicherheitsexperten.
„Laut einem der Berichte bewegt sich eine gewisse Person aus dem Maghreb auf tschechischem Boden, deren Namen ich nicht nennen darf. Die Person steht im begründeten Verdacht, mit islamistischen Terrororganisationen zusammenzuarbeiten.“
Innenminister Milan Chovanec (Sozialdemokraten) wollte die konkrete Aussage nicht kommentieren. Ihm zufolge hätten die Sicherheitsdienste in den letzten drei Jahren mehrere verdächtige Personen verfolgt:„Es ist besser, wenn dies geheim und nicht öffentlich geschieht. Diese Personen haben die Tschechische Republik als Transitland genutzt.“
Der Abgeordnete Ivan Gabal sitzt für die Christdemokraten im Sicherheitsausschuss. Er hält die Aussagen Zemans für riskant:
„Tschechien ist in Sicherheitsfragen abhängig von der internationalen Zusammenarbeit in Europa. Der Nachrichtendienst BIS hat im Jahr 2016 zwanzig Prozent mehr Informationen ausgetauscht als zuvor. Außerdem fanden 712 internationale Teamsitzungen statt. Durch eine solche Aussage leidet unsere Glaubwürdigkeit bei der internationalen Zusammenarbeit. Wir könnten dadurch für unsere Partner zu einem Problemfall werden.“Gabals Kollege aus dem Sicherheitsausschuss des Abgeordnetenhauses, Bohuslav Chalupa (Ano), befürchtet hingegen keine Konsequenzen:
„Die Frage ist, was der Staatspräsident eigentlich verraten hat. Ich habe aus der Aussage nichts erfahren. Nur, dass eine Person aus einem Gebiet, das so groß ist wie Westeuropa und 150 bis 200 Millionen Einwohner hat, sich auf dem Gebiet Tschechiens befindet. Der Präsident hat keine Informationen mitgeteilt, die mich überrascht haben.“ Das sieht der Sicherheitsexperte Josef Kraus von der Masaryk-Universität in Brno / Brünn jedoch anders:
Auf der anderen Seite sei der Umstand, dass die Nachrichtendienste eine verdächtige Person im Auge behalten, an sich gut, so Kraus. Dennoch, die Bekanntgabe dieser Information könne dazu führen, dass die Person aus dem Blickfeld verschwinde.
Auch weitere Politiker, und zwar sowohl der Regierung als auch der Opposition, haben Präsident Miloš Zeman kritisiert. Premier Bohuslav Sobotka (Sozialdemokraten) sagte, die wichtigste Waffe im Kampf gegen den Terrorismus seien Informationen. Es drohe, dass die Verbündeten ihre Erkenntnisse in Zukunft nicht mehr an Tschechien weitergeben, so der Regierungschef.