Außenministerium ehrt Österreicher und Deutsche für Verdienste um Tschechien

Gratias-agit-Preis (Foto: Barbora Kmentová)

Jedes Jahr werden etwa ein Dutzend Menschen offiziell ausgezeichnet, die sich um den Namen der Tschechischen Republik im Ausland verdient gemacht haben. Gratias agit heißt der Preis, er wird vom tschechischen Außenminister verliehen. Immer sind auch engagierte Österreicher oder Deutsche unter den Preisträgern. Dieses Mal gleich drei.

Gert Weisskirchen, Manfred Linsbauer und Hans Eibauer – so heißen die drei Preisträger aus Deutschland und Österreich. Drei von insgesamt zwölf, die dieses Jahr geehrt wurden. Gert Weisskirchen ist SPD-Politiker und Co-Vorsitzender des Deutsch-Tschechischen Gesprächsforums. Ab den 70er Jahren unterhielt er Kontakt zu Oppositionellen in der Tschechoslowakei. Nach der Wende standen für ihn zwischenzeitlich andere Länder mit größeren Problemen im Vordergrund, als die schon schnell sehr stabile Tschechische Republik:

Preisträger  (Foto: Barbora Kmentová)
„Aber am Ende der ersten Dekade des neuen Jahrhunderts habe ich dann ganz bewusst wieder begonnen, mich um die Tschechische Republik zu kümmern. Denn ich finde, dass das Gesprächsforum wie auch der Zukunftsfonds sehr gute Projekte entwickeln können, die dazu führen, dass die deutsch-tschechischen Beziehungen so gut sind wie – man darf es so sagen – noch nie in der Geschichte.“

Gert Weisskirchen und Außenminister Jan Kohout  (Foto: Barbora Kmentová)
Während Gert Weisskirchen in den 70er Jahren als Bundestagsabgeordneter einen Diplomaten-Pass besaß und deswegen in die Tschechoslowakei reisen konnte, hatte Hans Eibauer bis zum November 1989 nur eine geschlossene Grenze vor Augen. Und zwar unmittelbar vor Augen, da der Hof seiner Eltern in der Oberpfalz nur drei Kilometer von der Grenze entfernt lag. Als Bürgermeister der Gemeinde Schönsee knüpfte Eibauer aber direkt nach dem Fall des Eisernen Vorhangs Kontakt zu den böhmischen Nachbarn. Zudem rief er das Centrum Bavaria Bohemia ins Leben – ein Haus der Begegnung, wie er sagt, und Kristallisationspunkt für die grenzüberschreitenden Beziehungen:

„Am Anfang war dieses Projekt sehr umstritten. Es gab Diskussionen darüber, ob man so etwas braucht, ob man dafür Geld ausgeben muss. Ich habe dann aber nicht nachgegeben. Ich dachte auch, dass Schönsee ein guter Standort ist, weil es genau in der Mitte zwischen Regensburg und Pilsen liegt und auch in der Mitte zwischen Hof und Passau – deswegen eine gute Lage und direkt an der Grenze.“

Manfred Linsbauer  (Foto: Barbora Kmentová)
Mittlerweile sind die Kritiker umgeschwenkt, und mit dem Gratias-agit-Preis hat Hans Eibauer nun sogar Anerkennung auch aus Prag erhalten.

Die Kultur als Träger der Verständigung und zum Abbau der Grenze in den Köpfen – das war die Idee des Chorleiters Manfred Linsbauer aus Wien. Er hat Mitte der 90er Jahre begonnen, das Festival „Musica Sacra über die Grenzen“ aufzubauen. Dieses Jahr nehmen daran 19 Chöre aus Tschechien, der Slowakei und Österreich teil. Wie die anderen Preisträger sieht auch er Gratias agit nicht so sehr als persönliche Auszeichnung, sondern als Impuls:

„Das hilft mir, mit diesem Preis in den nächsten Monaten und Jahren, das Ansehen des Festes und die Idee weiterzuverbreiten und in verschiedenen Regionen gleichsam festzunageln, als Bestandteil des musikalischen, aber auch spirituell-musikalischen Lebens.“

Gratias-agit-Preis  (Foto: Barbora Kmentová)
Weitere Informationen:

www.bbkult.net (zu Centrum Bavaria Bohemia)

www.gert-weisskirchen.de

www.musicasacra.info

Autor: Till Janzer
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