Auszahlung der Entschädigungsgelder an NS-Zwangsarbeiter hat begonnen
Als erstes Land hat Tschechien am Dienstag mit der Auszahlung von Entschädigungen an ehemalige NS-Zwangsarbeiter begonnen. Die Bundesstiftung in Berlin hatte in der vergangenen Woche dazu 56 Millionen Mark nach Prag überwiesen. Mehr dazu im folgendem Beitrag von Dagmar Keberlova.
Der tschechische Außenminister Jan Kavan sprach im Zusammenhang mit dem Beginn der Auszahlungen von einem "historischen" Tag:
"Mit dem Gefühl einer verständlichen Genugtuung kann ich sagen, dass der heutige Tag einen Moment bringt, der wirklich als historisch bezeichnet werden kann. Es ist zweifelsohne ein Erfolg, dass unsere Bürger unter den ersten weltweit sein werden, die diese Auszahlungen bereits in diesen Tagen erhalten werden."
Außenminister Kavan dankte der Bundesregierung für ihren Einsatz während der Entschädigungsverhandlungen. Es sei traurig, dass viele Opfer diesen "moralischen Sieg" nicht erleben könnten.
Das Vorstandmitglied der Bundesstiftung "Erinnerung, Verantwortung, Zukunft", Hans Otto Bräutigam, sagte bei diesem Anlass folgendes:
"Diese Entschädigung ist keine Wiedergutmachung. Denn das Leid, das diesen Menschen vor langer Zeit zugefügt worden ist, kann gar nicht wieder gut gemacht werden."
Die ersten 10.000 Antragsteller bekommen die erste Rate, die drei Viertel der Endsumme ausmacht, bereits diese Woche ausgezahlt. Wie diese für die erste Welle ausgewählt wurden, erklärt der Beauftragte des Außenministeriums für Entschädigungsfragen, Jan Sechter:
"In diese Gruppe haben wir alle KZ-Insassen, genau 2434, eingeteilt. Die restlichen 7566 sind die ältesten NS-Opfer, deren Anträge keine Mängel ausweisen und deren Geburtsdatum vor dem Juni 1922 ist."
In der Tschechischen Republik haben bisher über 84.000 die Entschädigungsauszahlung beantragt. Das ursprünglich festgelegte Datum für das Einreichen der Anträge wird bis Ende des Jahres verlängert werden. Jan Sechter zufolge könne sich die Zahl in diesem Fall bis auf 100.000 erhöhen.
Mit der Auszahlung der Entschädigungsgelder sei jedoch kein Schlussstrich gezogen worden, sagte Hans Otto Bräutigam:
"Wenn die ersten Opfer jetzt diesen bescheidenen Betrag bekommen, ist das kein Schlussstrich, denn Geschichte vergeht nicht und darf auch in Deutschland nicht vergessen werden."