Benefizkonzert in Prag und Appell für „Humanitäre Brücke“ zu belagerten Städten in der Ukraine
Benefizveranstaltungen für die Ukraine werden hierzulande seit mehr als vier Wochen veranstaltet. Am Sonntag schloss sich Tschechien einem internationalen Benefizkonzert an. Dieses wurde in mehr als 20 Länder der Welt gesendet. An vielen Orten verfolgten die Leute das Konzert auf Großleinwänden unter freiem Himmel. Auch auf dem Altstädter Ring in Prag trafen zahlreiche Menschen zusammen, um die Liveübertragung zu sehen.
Das Konzert mit dem Titel „Retten wir die Ukraine! – Ende dem Krieg!“ wurde vom öffentlich-rechtlichen Polnischen Fernsehen (TVP) veranstaltet und in Form einer Fernsehbrücke in zahlreichen Ländern ausgestrahlt. Schon vor Beginn der Fernsehübertragung kamen viele Menschen auf den Prager Altstädter Ring. Sie hatten ukrainische Flaggen und Transparente dabei, auf denen unter anderem stand: „Hands off Ukraine“ (Hände weg von der Ukraine) oder „Stoppt den Krieg“. Die versammelte Menge wurde vom ukrainischen Botschafter in Tschechien, Jewhen Perebyjnis, begrüßt:
„Neben der konkreten Hilfe ist Ihre Solidarität für uns wichtig. Ich danke allen, die gekommen sind. Dutzende von Fernsehsendern werden das Konzert übertragen, und Menschen in vielen Ländern werden es sich anschauen. Es verleiht uns viel Kraft, wenn wir sehen, dass die Welt hinter uns steht. Liebe tschechische Freunde, ich danke vielmals für die Unterstützung!“
Ihre Unterstützung für die Ukraine brachten auf dem Podium unter anderem die Schriftstellerin Tereza Boučková und die Leiterin des staatlichen Amtes für Reaktorsicherheit, Dana Drábová, zum Ausdruck. Das Wort ergriff auch der Unternehmer und Mäzen, Dalibor Dědek. Er hat vor kurzem die Initiative „We must act“ gegründet, die sich mittlerweile in viele Länder ausgebreitet hat. Diese appelliert an die Regierungen der demokratischen Länder, die Leben der Ukrainer zu retten und eine humanitäre Brücke zu den belagerten Städten zu bilden. Dědek erläuterte die Beweggründe für die Initiative:
„Als ich elf Jahre alt war, marschierten die Russen in unser Land ein. Ich vergesse nie den Augenblick, als uns meine Oma weckte und sagte, es sei Krieg. Durch die Straßen rollten die Panzer, über uns flogen russische Flugzeuge. Aber jetzt habe ich ein noch schlechteres Gefühl. Ich empfinde Schuld dafür, dass ich zu jenem Teil der Welt gehöre, der die russische Aggression in die Ukraine nicht gestoppt hat, auch als er es konnte. Es ist gut, dass wir aufgehört haben, den Russen Hamburger zu verkaufen und dass wir ihre Finanzen blockieren. Aber auch wenn alle Menschen der Welt Putin auf Facebook beschimpfen würden, würde es die Panzer nicht stoppen.“
Er sei davon überzeugt, dass die Ukrainer für uns alle kämpften, betonte Dědek und merkte an:
„Wenn wir es zulassen, dass Putin die Ukraine erbeutet, wird er dort nicht stehen bleiben. Wir haben jetzt die Chance, mit Hilfe der mutigen Ukrainer, diesen Wahnsinnigen zu stoppen.“
Den von Dědek initiierten Aufruf „We must act“ haben bis Montag rund 7000 Menschen aus verschiedenen Ländern unterzeichnet. In Tschechien unterstützten den Appell unter anderem die Senatoren Adéla Šípová und Lukáš Wagenknecht (beide Piratenpartei) sowie Marek Hilšer (parteilos) und außerdem der Europaabgeordnete Tomáš Zdechovský (Christdemokraten).
Bei dem dezentralen Benefizkonzert am Sonntag, das hierzulande vom öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehen live übertragen wurde, traten renommierte Bands und Musiker auf, darunter Craig David und die Band Imagine Dragons. Eingeblendet wurden die Solidaritätserklärungen von Spitzenpolitikern der Welt sowie der Demonstrierenden, die die Fernsehübertragung auf den Marktplätzen verschiedener europäischer Städte verfolgten – wie beispielsweise auf dem Trafalgar Square in London oder vor dem Dom in Mailand. Den größten Beifall des Prager Publikums auf dem Altstädter Ring erntete der ukrainische Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj. Er versicherte, dass die Ukraine weiter kämpfen werde, auch nach dem schon einen Monat lang andauernden Widerstand gegen die russischen Aggressoren. Selenskyj forderte die Länder auf, mehr Waffen in die Ukraine zu liefern, noch härtere Sanktionen gegen Russland zu verhängen und weiterhin den Geflüchteten zu helfen.
Tschechien wurde beim Benefizkonzert vom Liedermacher Tomáš Klus vertreten. Er sang seinen vor kurzem entstandenen Song für die Ukraine.
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Tschechien und der Krieg in der Ukraine
Radio Prague International berichtet über den Krieg in der Ukraine