Beschlossene Sache: Werich-Villa in Prag wird zum Theatermuseum

Werich-Villa (Foto: Filip Jandourek, Archiv des Tschechischen Rundfunks)

Sie befindet sich nicht weit von der Karlsbrücke auf der Kampa-Insel in Prag – die sogenannte Werich-Villa. Bis 1980 lebte hier der Schauspieler, Sänger und Schriftsteller Jan Werich, der in Tschechien eine große Fangemeinde hat. Nach jahrelangen Verhandlungen steht nun fest, dass in das Haus ein Museum für Werich und das avantgardistische Theater einziehen soll.

Werich-Villa  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Streitet euch bitte nicht, singen Jiří Voskovec und Jan Werich in einem Lied aus dem Jahr 1928. Gestritten wurde aber schon seit längerem, und zwar um die Villa, in der Jan Werich von 1945 bis zu seinem Tod lebte. In dieser Woche entschied der erste Prager Stadtbezirk, wer nun in die Villa einziehen darf, die seit dem Hochwasser von 2002 mehr oder weniger sich selbst überlassen war. Bewerber gab es einige, zum Beispiel Post Bellum, die ihr Projekt vom „Gedächtnis der Nation“ in ein Museum überführen will, oder die Stiftung Charta 77. Zuletzt war auch ein Literaturhaus im Gespräch. 23 von 25 Stadtvertretern votierten in dieser Woche für das „Kulturzentrum Voskovec und Werich“. Zufrieden mit dem Ergebnis war der Bürgermeister des Bezirks, Oldřich Lomecký:

Oldřich Lomecký  (Foto: CVSC,  Wikimedia CC BY-SA 3.0)
„Die Namen von Werich, Voskovec und anderen sowie deren Sinn für Humor und ihr Kunstverständnis stehen mir viel näher als zum Beispiel Post Bellum.“

Für die nächsten zehn Jahre mit Option auf Verlängerung ist der Mieter nun die Stiftung von Jan und Meda Mládek. Nicht weit von der Werich-Villa haben die Mäzene bereits das Kampa-Museum für moderne Kunst ins Leben gerufen.

Das neue Museum soll nun die gesamte Avantgarde-Szene rund um das „Befreite Theater“ (Osvobozené divadlo) würdigen. Jiří Voskovec und Jan Werich experimentierten dort gemeinsam mit vielen anderen vor dem zweiten Weltkrieg mit neuen Formen des Theaters. Neben einer Dauerausstellung über die Avantgarde-Bühne und deren Protagonisten sind auch eine Bibliothek und eine Forschungsstelle geplant. Leiter der Mládek-Stiftung ist Jan Smetana:



„Um Vorträge, Workshops und Lesungen veranstalten zu können, haben wir bereits Kooperationsverträge mit der Theaterhochschule DAMU und der philosophischen Fakultät der Karlsuniversität geschlossen, mit letzterer vor allem wegen des Dichters Vladimír Holan. Es wird also eine ganze Reihe von Aktivitäten und Programmen geben, die man gar nicht in Kürze wiedergeben kann.“

Nach über zehn Jahren Stillstand soll es nun schnell gehen. In den nächsten zehn Monaten wird die Villa für 30 Millionen Kronen renoviert, schon drei Monate später sind erste Veranstaltungen in der Werich-Vila geplant.

Autor: Annette Kraus
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