Besuch im ersten tschechisch-deutschen Kindergarten
Tschechisch-deutsche Schulen gibt es schon, aber einen tschechisch-deutschen Kindergarten? Danilo Höpfner ist dieser Frage nachgegangen und ist dabei fündig geworden.
Im kleinen erzgebirgischen Grenzort Oberwiesenthal steht der bisher erste deutsch-tschechische Kindergarten in Deutschland. "Regenbogen" heißt die kleine Kindertagestätte, in der die Kleinsten aus Sachsen und Böhmen zusammen spielen, lernen und sich kennen lernen.
"Also wir sind nicht so, Deutsch bleibt Deutsch, Tschechisch bleibt tschechisch, wir mixen jetzt."
Sylvia Weisbach, die Leiterin der deutsch-tschechischen Kindertagesstätte.
"Es ist wirklich Wahnsinn wie schnell die Kinder lernen, und vor allem wie unsere deutschen Kinder mit denen auch umgehen, das interessiert die nicht, welche Sprache die haben, das passt auch so."
Die Idee von einem bi-nationalen Kindergarten kam ihr und ihren Kollegen schon vor drei Jahren, als der Kindergarten im nur einen Kilometer entfernten tschechischen Grenzort BoziDar wegen niedriger Kinderanzahl schließen musste. Die Freude über die neuen Kinder jedoch, hielt sich anfangs in Grenzen:
"Wir, sprich die Erzieher, wir hatten Angst. Wir haben gedacht, oh Gott was soll das werden, wir verstehen die Kinder nicht. Aber die Kinder haben uns eines besseren belehrt, die Kinder sehen das ganz locker. Die haben uns zwar vielleicht nicht ganz komplett verstanden, aber ein netter Gesichtsausdruck, die Kinder mal streicheln und drücken, einfach die Gestik einsetzten, das bringt´s auch, und die Kinder haben innerhalb von einem Jahr perfekt Deutsch gelernt."
In absehbarer Zeit soll es auch tschechische Erzieherinnen geben, die den deutschen Kindern die tschechische Sprache beibringen. Seit einem Jahr besuchen Sylvia Weisbach und ihre Kolleginnen einen Tschechischkurs, um erste Grundkenntnisse der tschechischen Sprache vermitteln zu können.
Vor allem die Eltern der Kinder, dies- und jenseits der Grenze stehen hinter dem deutsch-tschechischen Projekt. Mit Wohlwollen betrachtet auch der Freistaat das Projekt, Deutsche mit ihren Nachbarn schon im Kindergarten zusammenzuschweißen und so Vorurteilen regelrecht vorzubeugen und übernimmt einen Teil der Kosten sowohl für die deutschen als auch für die tschechischen Eltern. Auch die Europäische Union greif dem Kindergarten nun finanziell unter die Arme. 1,1 Millionen Euro wird die baulich heruntergekommene Kindertagesstätte im Rahmen der Interreg-Förderung für einen Neunbau erhalten. Und ganz nebenbei, aber dennoch spürbar hat sich das deutsch-tschechische Kinderprojekt zu einer Initiative unter den Erwachsenen, sprich den Erzieherinnen und den Eltern der Kinder, entwickelt. Über Generationen lebendige Vorurteile sind nun auch im persönlichen Bereich ins Wanken geraten.