Bewegte Zeiten: 68 Fotos zu 1968

Foto: Martina Schneibergová
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Eine Ausstellung in Prag zeigt Aufnahmen österreichischer Fotografinnen und Fotografen nicht nur aus der Tschechoslowakei.

Foto: Martina Schneibergová
Das Jahr 1968 war das Jahr des gesellschaftlichen Aufbruchs in der Welt. Es war das Jahr der internationalen Studentenproteste, aber auch des Prager Frühlings, der durch die Panzer der Warschauer-Pakt-Truppen mit Gewalt unterdrückt wurde. Zeugen der Ereignisse waren auch mehrere österreichische Fotografen. Eine Auswahl von 68 Fotos aus dem Jahr 1968 ist in einer Ausstellung zu sehen, die am Donnerstag im Österreichischen Kulturforum in Prag eröffnet wurde. Veranstaltet wird die Schau von der Photographischen Gesellschaft Wien. Martina Schneibergová hat bei der Vernissage mit dem Kurator der Ausstellung, Horst Stasny, gesprochen.

Herr Stasny, wie wurde die Fotos für die Ausstellung über 1968 ausgewählt?

Horst Stasny  (Foto: Martina Schneibergová)
„Wenn man 1968 sagt, denkt man sofort an die politischen Veränderungen, zu denen es damals in der damaligen Tschechoslowakei kam. Aber wir wollten mit den Bildern aus den 1960er Jahren zeigen, wie das Leben insgesamt war – auch außerhalb der Tschechoslowakei. Die Ausstellung betrifft nicht nur die Politik, sondern zeigt auch, wie damals fotografiert wurde, wie die Menschen gelebt haben, was die Kultur ausgemacht hat.“

Wer sind die Fotografen?

„Sie sind zum Teil so alt wie ich. Ich bin 1941 geboren und war immer Fotograf mit Leib und Seele. Ich würde sagen, dass die meisten zwischen 1940 und 1950 geboren sind.“

Foto: Martina Schneibergová

Foto: Martina Schneibergová
Einige der Fotografen waren beim Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes direkt dabei. Waren sie damals als Reporter tätig?

„Das muss man so sehen: Der Journalismus zielt in erster Linie darauf, das Augenblickliche und Gegenwärtige zu zeigen und herüberzubringen. Aber was bleibt von der fotografischen Seite her, das sind jene Bilder, die wirklich etwas darüber hinaus haben. Es gibt ein bestimmtes Ereignis, und da drücken 20 Fotografen fast im gleichen Moment auf den Auslöser. Trotzdem ist nur ein Bild dabei, das überlebt. Es überlebt nicht historisch, sondern aus dem Grund, weil es etwas hat, das man nicht begreifen und beschreiben kann. Das macht das Ganze aus.“

Foto: Martina Schneibergová
Gezeigt werden hier sehr unterschiedliche Fotos, von Politikertreffen genauso wie von der Straße…

„Es war sehr schwierig, alle diese Fotos für die Ausstellung herauszusuchen. Es gibt viele Fotos aus dieser Zeit, aber wir wollten etwas Besonderes haben. Unter den Fotografen sind mehrere, die schon damals einen Namen hatten und von denen wir wissen, dass sie Fotografien von hoher Qualität gemacht haben. Zu ihnen gehört beispielsweise Lisl Steiner.“

Wurde die Ausstellung nur für Prag zusammengestellt, oder wird sie noch an einem anderen Ort gezeigt?

Die Ausstellung mit dem Titel „Bewegte Zeiten“ ist im Österreichischen Kulturforum in Prag noch bis 21. Dezember zu sehen. Sie ist von Montag bis Freitag geöffnet, und zwar von 10 bis 17 Uhr.

„Sie läuft in Prag bis kurz vor Weihnachten. Dann werden die Fotos im Presseclub Concordia in Wien für einige Monate ausgestellt.“

Haben Sie selbst auch 1968 fotografiert?

„Ja, ich habe auch fotografiert. Bei dieser Ausstellung gibt es keine Fotos von mir, aber ich habe zuvor hier ausgestellt. Der Schwerpunkt bei dieser Schau ist Journalismus, und da gibt es besser spezialisierte Leute als mich. Wir zeigen Fotos auch von einem Porträtfotografen. Wir haben sie ausgesucht, um einen Kontrapunkt zu setzen – dass es nicht nur die wilde Welt, sondern auch die Welt gab, die auf Schönheit, Ausgeglichenheit und Harmonie ausgeht.“