Bild war ihm wichtiger als Worte: Ausstellung über Filmregisseur František Vláčil
Er war ein hoch begabter Filmemacher, der mit Tarkowski oder Bergman verglichen wird. Bilder verwandeln sich bei ihm in herrliche Kompositionen, die Dialoge sind knapp. Sein Film Markéta Lazarová gilt vielen auch nach mehr als 40 Jahren nach dem Entstehen als bester tschechischer Film der Geschichte. Einen Einblick in die Filmwelt von Regisseur František Vláčil vermittelt eine multimediale Ausstellung, die zurzeit auf der Prager Burg zu sehen ist.
Durch ein stilisiertes Gebüsch betritt man die Ausstellungsräumlichkeiten - die ehemaligen Kaiserlichen Pferdeställe auf dem zweiten Burghof. Man wandert an großen Schwarz-Weiß-Bildern vorbei, die aus zwei bekanntesten Filmen von František Vláčil stammen: Markéta Lazarová und Údolí včel / Das Tal der Bienen. Die beiden Filme prägen auch die ganze Stimmung der Ausstellung. Wie der Filmhistoriker Pavel Jiras sagt, wurde sie als Komposition aus Bildern aus dem Werk von Vláčil zusammengestellt.
„Ich halte diese Idee für richtig, denn wenn wir eine größere Zahl der Filme vorstellen würden, würde hier eine belehrende Wandzeitung entstehen, und das wollten wir nicht. Wir haben uns diesem Saal angepasst, der zwischen Gotik und Frührenaissance steht. Hier wurden einst die besten Pferde gehalten. Wir wollten daran anknüpfen, denn dies ist von Vláčils Welt nicht weit entfernt. Seine Filme sind voll Leidenschaft, Leben, bestimmter Rauheit, Liebe und Schönheit.“František Vláčil wurde 1924 im schlesischen Český Těšín geboren. Er studierte Kunstgeschichte und Ästhetik. In seinen Filmen achtete er viel mehr auf die Kraft des Bilds als auf das gesprochene Wort. Wenn er freie Hand hatte, griff er nach historischen Stoffen, die seine Zeitgenossen stark ansprachen. Als Vorlagen nutzte Vláčil Werke hervorragender Erzähler – wie Vladislav Vančura oder Vladimír Körner.
Neben den beiden Filmen aus dem rohen Mittelalter, die die Ausstellung dominieren, gehört zu den international bekanntesten Werken Vláčils der 1969 entstandene Film „Adelheid“, der sich kurz nach Kriegsende im Sudetengebiet abspielt. Während der so genannten „Normalisierung“ in den siebziger Jahren hatte die kommunistische Macht dem Filmemacher das künstlerische Schaffen schwer gemacht. Nach der Wende von 1989 aber wurden Vláčil in Tschechien doch noch offizielle Ehrungen zuteil. Der Regisseur starb 1999 in Prag.Die Ausstellung haben ihre Initiatoren vom Prager Studio Barrandov „František Vláčil: Zápasy“ genannt - zu Deutsch etwa „Vláčils Kämpfe“. Gemeint ist dem Kurator zufolge nicht nur Vláčils Ringen mit den Machthabern, sondern vor allem sein Kampf mit sich selbst. Die Ausstellung, in der man in einem kleinen Filmatelier auch ein Fernsehinterview mit dem Regisseur sehen kann, dauert noch bis zum 31. Mai.