Bildband dokumentiert Leben im Böhmerwald zwischen 1930 und 1970

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Ein neuer Bildband zeigt das Leben im Böhmerwald beiderseits der Grenze in den Jahren 1930 bis 1970. Autor ist Zdeněk Roučka, der Pilsener Publizist sammelte rund 300 Fotografien aus der Region Železná Ruda / Markt Eisenstein. Die Aufnahmen stammen aus Privatsammlungen, Armee- und Polizeiarchiven sowie aus dem Sudetendeutschen Archiv in München.

Der Publizist Zdeněk Roučka hat bereits mehrfach über die Geschichte des Böhmerwaldes geschrieben. Sein jetziger Bildband heißt „Šumavou ze svobody do opony“ (Quer durch den Böhmerwald von der Freiheit bis zum Eisernen Vorhang). In diesem Buch konzentriert er sich aber nur auf einen Teil des Gebirges, das Grenzstädtchen Železná Ruda / Markt Eisenstein und seine Umgebung:

„Die Gegend ist sehr interessant wegen ihrer fesselnden und dramatischen Geschichte. Außerdem fließen dort die böhmische und die bayerische Landschaft zusammen mit ihren Dominanten wie den Bergen Ostrý, Großer Arber und Falkenstein. Die Geschichte von Železná Ruda, einschließlich des gemeinsamen Grenzbahnhofs in Alžbětín / Elisenthal, ist so interessant, dass der Ort für ein Buch attraktiver ist als andere im Böhmerwald.“

Zdeněk Roučka  (Foto: ČT24)
Die Geschichte sei allerdings zuweilen sehr düster gewesen – und sie solle nicht vergessen werden, meint Roučka.

„Ich habe ein Buch zusammengestellt, in dem die böhmisch-bayerische Grenze immer wieder im übertragenen Sinn überquert wird. Das war so bei den Ereignissen vom September 1938, rund um das Münchner Abkommen, oder beim Henlein-Aufstand, bei dem in der Umgebung von Železná Ruda ziemlich hart gekämpft wurde. Und das setzte sich auch in der Nachkriegszeit fort, nach der Vertreibung der Sudetendeutschen und beim Aufbau des Eisernen Vorhangs. Es ist schockierend. Tschechen können anhand des Buches auch erkennen, in welcher Richtung sich Deutschland in der Nachkriegszeit entwickelt hat, nämlich hin zur absoluten Offenheit und Demokratie. Dagegen entstand auf der tschechischen Seite eigentlich eine Kriegszone - mit Grenzsoldaten, Hunden und Maschinenpistolen.“

Foto: ČT24 / Zdeněk Roučka
In den 1950er Jahren wurde im Böhmerwald ein militärisches Sperrgebiet angelegt, ganze Dörfer wurden dafür eingeebnet und Kirchen und Kapellen gesprengt. Auch dies ist in dem Bildband dokumentiert. Daneben stehen die gängigen Urlaubsfotos aus dem Gebirge. Roučka hat beiderseits der Grenze nach Fotos gesucht. Außerdem hat er etwa 25 Menschen befragt, die ihre Lebensgeschichten erzählt und die Fotos für das Buch kommentiert haben:

Foto: ČT24 / Zdeněk Roučka
„Ein Teil der Fotos stammt aus Privatsammlungen, von Zeitzeugen. Ein weiterer Teil stammt aus Armee- und Polizeiarchiven. Und selbstverständlich habe ich auch aus deutschen Archiven geschöpft, zum Beispiel aus dem Museum der bayerischen Grenzpolizei und aus dem Sudetendeutschen Archiv in München. Ich hatte freie Bahn. Alle Fotos, die ich wollte, wurden mir problemlos zur Verfügung gestellt.“

Besonders für die 50er und 60er Jahre waren nur wenige tschechische Fotos zu finden, die deutschen Archive waren daher sehr wertvoll. Insgesamt dauerte die Arbeit an dem Buch mehr als drei Jahre. Denn nach der Suche nach den Bildern mussten die alten Fotos noch digital bearbeitet und den heutigen Ansprüchen angepasst werden.