Bildungsprojekt zum Thema Rassismus und Antisemitismus wurde gestartet

Pavel Werner (Foto: Autorin)

Die Ursachen des Rassismus und des Antisemitismus aufzudecken, ist das Ziel zweier Bildungsprojekte, die an tschechischen Schulen in den vergangenen Tagen gestartet wurden. Vorbereitet wurden sie gemeinsam von christlichen sowie jüdischen Organisationen.

Mojmír Kallus  (Foto: Autorin)
„Licht des Gedächtnisses“ - so heißt das erste Projekt. Daran beteiligen sich 30 Lektoren, die vorwiegend aus christlichen Kreisen stammen. Sie wurden alle vom Jüdischen Museum in Prag für die Vortragsarbeit geschult. Thema der Vorträge sind der Holocaust sowie die historischen Wurzel des Antisemitismus. Die Bildungstätigkeit wurde von der christlichen Organisation ICEJ – der Internationalen Christlichen Botschaft Jerusalem - initiiert, die mit der Theresienstadt-Initiative zusammenarbeitet. Der Leiter der tschechischen ICEJ-Zweigstelle, Mojmír Kallus, hält es für günstig, dass die Organisation über ein Netzwerk von Mitarbeitern in ganz Tschechien verfügt:

„Das erste der beiden Projekte ist langfristig angelegt und besteht im Angebot für Schulen, Lektoren zu bestellen, die Vorträge über den Antisemitismus halten. Wichtig ist, dass daran auch Shoah-Überlebende teilnehmen. Wir arbeiten mit der Theresienstadt-Initiative zusammen. Einige ihrer Mitglieder begleiten die Lektoren und schildern ihre Erinnerungen. Damit hat so ein Vortrag ein viel größeres Gewicht für die Schüler.“

Pavel Werner  (Foto: Autorin)
Das andere Projekt besteht in der Möglichkeit an einer internationalen Gedenkveranstaltung in Auschwitz teilzunehmen. Ist dies nur für die Schüler oder Studenten bestimmt, die einen der erwähnten Vorträge bereits gehört haben?

„Nicht nur für diese Schüler, aber überwiegend schon für diejenigen, die einen der Vorträge hörten. Wir wollen Schülern, die sich für dieses Thema interessieren, auch etwas mehr anbieten. In Auschwitz findet ein internationaler Gedenk-Marsch für die Holocaust-Opfer statt. Wir ermöglichen im Rahmen unseres Projektes 80 tschechischen Schülern, daran teilzunehmen. Sie können dabei mit jungen Menschen aus anderen Ländern zusammentreffen. In der Atmosphäre der internationalen Gedenkveranstaltung sowie dank der Treffen mit den Shoah-Überlebenden können die Schüler und Studenten das Thema noch tiefer begreifen.“

Pavel Werner von der Theresienstadt-Initiative hat bereits Erfahrungen mit Vorlesungen an Schulen. Er sagt, dass etwa 90 Prozent der Schüler wirklich aufmerksam zuhören. Der Holocaust-Überlebende hält es für wichtig, dass die Bildungstätigkeit von einer christlichen Organisation initiiert wurde:

„Für einen Juden ist es ganz schwer, jungen Menschen die tiefen Wurzeln des Antisemitismus zu erklären. Da bin ich persönlich nicht so fest im Sattel. Diese Aufgabe hat die christliche Organisation übernommen. Wenn wir mit den jungen Leuten in der Schule sprechen, teilen wir uns das ganze Programm so, dass ein Mitglied der ICEJ die Erläuterung der Wurzeln des Antisemitismus übernimmt, und ich spreche als Überlebender darüber, was ich alles erlebt habe.“