Bíleks Kicker verlieren nach erneuter Nulldiät Punkte und Fanzuspruch

Foto: ČTK

Die tschechische Fußball-Nationalmannschaft hat ein Problem: Sie weiß nicht (mehr), wie man Tore schießt. Seit der EM-Viertelfinalniederlage gegen Portugal in Warschau hat sie in sechs Spielen gleich fünfmal nicht getroffen. Lediglich beim Pflichtsieg über Fußballzwerg Malta am Freitag in Plzeň / Pilsen durfte gejubelt werden. Vier Tage später, im dritten Qualifikationsspiel zur WM 2014 gegen Bulgarien, kam die Elf von Trainer Michal Bílek allerdings erneut nicht über ein torloses Remis hinaus.

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Die gute Nachricht zuerst: In der Qualifikation zur Fußball-WM 2014 in Brasilien ist Tschechien noch ungeschlagen. Dem 0:0 im Auftaktspiel in Dänemark und dem 3:1 gegen Malta folgte nun in Prag also wieder eine Nulldiät. Mit fünf Punkten liegt die tschechische Mannschaft als Dritter der europäischen Gruppe B noch gut im Rennen, die ein weiteres Mal servierte Magerkost aber schlägt dem hiesigen Fußballfan kräftig auf den Magen. Der inzwischen ebenso desillusionierte Trainer Bílek hat dafür nur eine Erklärung:

„Uns fehlt die Kreativität. Gegenüber der EM aber fehlen uns derzeit auch vier offensive Spieler.“

Michal Bílek  (Foto: ČTK)
Bílek meinte damit die verletzten Mittelfeldspieler Rosický, Pilař und Kolář sowie Stürmer Milan Baroš, der nach der EM erklärte, der Nationalelf nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Baroš, vor acht Jahren in Portugal noch EM-Torschützenkönig, machte also den Weg frei für jüngere Angreifer. Doch die wissen mit dieser Chance bisher noch nichts anzufangen. Auch nicht Bundesligaprofi Tomáš Pekhart. Der für Nürnberg spielende Mittelstürmer traf in 18 Länderspielen erst einmal, beim 3:1 gegen Malta. Gegen Bulgarien wurde er von Trainer Bílek schon nach 58 Minuten ausgewechselt. Dennoch sagte Bílek:

Tomáš Pekhart und Nikolai Bodurow  (Foto: ČTK)
„Pekhart hatte und hat weiterhin mein Vertrauen.“

Das Vertrauen in die Fähigkeiten von Trainer Bílek aber haben die Fans schon längst nicht mehr. Bereits in mehreren Spielen zur EM-Qualifikation wurde Bílek dafür kritisiert, dass seine Handschrift nicht erkennbar sei. Ziemlich konzept- und einfallslos wirkte die Spielweise des Nationalteams auch für den neutralen Beobachter. Da ist es kaum ein Wunder, dass das maue Spiel der Tschechen den Vergleichen mit anderen Auswahlmannschaften nicht standhält. Gelobt wird vor allem Gruppengegner Italien:



Matěj Vydra und Iwan Iwanow  (Foto: ČTK)
„Trainer Prandelli hat sein Team stark verändert, denn die zumeist defensiv agierenden Italiener spielen jetzt tollen Offensivfußball“, sagt Stürmer Matěj Vydra.

Nach drei Siegen und einen Unentschieden führt die Squadra Azzura nun auch souverän die Tabelle an. Deshalb kam Michal Bílek bereits zu der Einsicht:

„Die Italiener sind gut in die WM-Qualifikation gestartet und es sieht so aus, dass wir nur um den zweiten Platz in der Gruppe spielen werden.“

Petar Sanew und Theodor Gebre Selassie  (Foto: ČTK)
Auf dem zweiten Platz aber liegen momentan die Bulgaren. Auch wenn die Balkan-Kicker schon ein Spiel mehr absolviert haben als die Tschechen, bleibt festzuhalten: Das 0:0 von Prag war für die Gastgeber ein schmerzlicher Punktverlust. Zumal auch die Dänen im Kampf um den Vizerang ein gehöriges Wort mitsprechen werden. Rechtsverteidiger Theodor Gebre Selassie, der seit dieser Saison in Bremen spielt, bleibt dennoch vorsichtig optimistisch:

„Im Spiel gegen Bulgarien fehlte uns zum Torerfolg meist nur ein Schritt. Mit einem Tor hätten wir gewonnen und damit jetzt drei Punkte auf dem Konto. Aber wir werden sehen, vielleicht reicht am Ende auch das Unentschieden.“

Das aber sehen die tschechischen Fußballfans ganz anders. Ohne Tore kann man nicht gewinnen und verdient es schon gar nicht, zu einer WM zu fahren.

Autor: Lothar Martin
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