Bohuslav Reynek (1892-1971) : Dichter und Graphiker aus der Böhmisch-Mährischen Höhe
40 Jahre nach dem Tod des tschechischen Dichters und Graphikers, Bohuslav Reynek, wurde in der vergangnen Woche in Prag eine umfangreiche Ausstellung seiner Werke eröffnet. Im Haus zur Steinernen Glocke am Altstädter Ring zeigt sie bis zum 29. Januar 2012 Reyneks Graphiken, aber auch bisher nicht veröffentlichte Zeichnungen und Glasklischeedrucke.
Bohuslav Reynek war ein bedeutender tschechischer Dichter und Übersetzer der deutschen und der französischen Literatur. Er hat sein Leben überwiegend auf seinem Bauernhof in Petrkov auf der Böhmisch-Mährischen Höhe, abseits des gesellschaftlichen Lebens verbracht. Die einzige, aber bedeutende Ausnahme war sein zehnjähriger Aufenthalt im französischen Grenoble in der Zwischenkriegszeit. Dorthin war er seine Ehefrau, die französische Dichterin Suzanne Renaud gefolgt. Neben der Literatur widmete er sich seit seiner frühen Jugend auch der bildenden Kunst und schuf im Laufe von 60 Jahren Hunderte von Graphiken und Zeichnungen. Den Sinn der Kunst suchte er in der Harmonie zwischen seinem Glauben und der natürlichen Weltordnung und Ästhetik der Natur. In der kommunistischen Zeit wurden seine Werke verboten. Seine Bilder wurden vor genau 20 Jahren, im Haus zur Steinernen Glocke, zum ersten Mal öffentlich ausgestellt. Die Kuratorin der Ausstellung war damals wie heute die Kunsthistorikerin Renata Bernardi:„Ich habe mich 1986 an der Hochschule entschieden, mich mit Reyneks Werk zu befassen. Ich musste meine Professoren zunächst überzeugen, dass der Kommunismus eines Tages enden werde und dann auch wieder Reynek-Ausstellungen stattfinden können. Die Professoren haben mich zunächst nachsichtig angesehen, dennoch ging der Traum dann in Erfüllung. Die heutige Ausstellung unterscheidet sich sehr von der ersten. Sie zeigt Arbeiten, die noch nie ausgestellt wurden, zeigt andere Zusammenhänge, verknüpft Graphik und Zeichnungen und unterstreicht das Dorf Petrkov, das Reyneks Schaffen wesentlich geprägt hat. In der Ausstellung sieht man auch einzigartige Arbeiten, die mit der Technik cliché-verre gemacht wurden. Zum ersten Mal werden auch Reyneks graphische Zyklen ausgestellt.“ Im Haus zur Steinernen Glocke finden sich etwa 200 Werke: Reyneks Natur-Zyklen, Bilder mit biblischen Motiven wie zum Beispiel sein Passionszyklus, der überhaupt zum ersten Mal zu sehen ist, aber auch kleinere Werke, frühe Zeichnungen, Handschriften. Von großer Bedeutung sind die erwähnten Bilder, die mit der Technik des Glasklischeedrucks, eines Hybriden aus Photographie und Handzeichnung, geschaffen wurden. Die Besucher können sich auch Reyneks Werkstatt, seinen Drucker, Druckplatten sowie Stichinstrumente ansehen. In Kürze vorgestellt werden auch die literarischen Werke Bohuslav Reyneks. Der Kurator der Ausstellung, Pavel Chalupa:„Reynek hat die beiden Welten, die bildende Kunst und die Literatur, sehr streng getrennt. Ihm zu Folge habe es überhaupt keinen Zusammenhang gegeben. Dabei hat er sich aber geirrt. Die beiden Bereiche sind thematisch verknüpft. Wir haben versucht, sein bildendes und literarisches Werk zu verbinden.“
Der Verlag Arbor Vitae hat anlässlich der Ausstellung die überhaupt erste Monographie über Reyneks Werk von Pavel Chalupa herausgegeben. Die Person und das Werk von Bohuslav Reynek wird im Kultursalon in der kommenden Woche näher vorgestellt.