Bonnie und Clyde sind zurück
In diesem Jahr ist es 75 Jahre her, dass Polizisten die Karriere des Gangsterpärchens Bonnie und Clyde mit einem Kugelfeuer beendeten. Nun scheint ein tschechisches Ehepaar das zweifelhafte Erbe der amerikanischen Gangster fortzuführen. Am Dienstag gelang es einer Frau, ihren in Haft sitzenden Mann zu befreien. Beide befinden sich nun auf der Flucht. Daniel Kortschak hat im Gespräch mit Iris Riedel versucht, mehr über die Hintergründe des spektakulären Kriminalfalls zu erfahren.
Iris, worum geht es bei dieser Geschichte?
"Es klingt fast wie eine romantische Liebesgeschichte, die in einen Kriminalfilm eingebettet ist. Die beiden Helden sind Dagmara und Pavel Tauchen, sie 28 und er 42 Jahre alt. Die beiden haben gerade erst vor drei Monaten geheiratet, aber da saß er auch schon in Untersuchungshaft. Am Montag vor einer Woche wurde er zu fünf Jahren Haft verurteilt. Mit einem Komplizen hatte er nämlich in mehreren Firmen die Tresore ausgeräumt. Nun hat sie jedenfalls sein Schicksal in die Hand genommen und ihn kurzerhand aus dem Gefängnis befreit."Wie hat sie das gemacht? Hat sie eine Waffe an den Wachen vorbeigeschmuggelt wie Bonnie damals?
"Nein, sie hat es wortwörtlich selbst angepackt. Ihr Mann sollte nämlich in einem Pilsener Krankenhaus ärztlich untersucht werden und das muss sie wohl gewusst haben. Denn Dagmara Tauchenová hat den Krankenwagen auf dem Hof des Krankenhauses abgepasst, einmal in die Luft geschossen und ihren Mann dann mitgenommen. Natürlich war der Häftling nicht unbewacht. Aber die Beamten haben nicht zurückgeschossen, weil – wie sie sagen – zu viele Menschen auf dem Gelände zugegen gewesen seien. Das Gangsterpärchen ist dann mit einem dunkelblauen Škoda Fabia entkommen, der schon vor dem Krankenhaus bereit stand. Die Polizei vermutet deshalb, dass noch eine dritte Person in den Ausbruch verwickelt sein muss."Die Polizei hat ja alle Ausfahrtsstraßen von Pilsen abgeriegelt. Konnten der Panzerknacker und seine Liebste denn geschnappt werden?"Nein, die beiden sind immer noch auf der Flucht und man kann auch gar nicht genau sagen, wo. Erst hieß es, sie seien Richtung Süden gefahren, nun heißt es, sie könnten sogar schon in Deutschland sein. Und man muss noch hinzufügen: So liebenswürdig die Geschichte erst einmal klingt, bei diesem Mann handelt es sich um einen Verbrecher, der schon einmal ausgebrochen ist und auch schon in eine Schießerei mit Polizisten verwickelt war, seit der er eine gelähmte Hand hat."