Bret: Tschechoslowakei
Während des kommunistischen Regimes war es ein offenes Geheimnis, dass es auf dem Gebiet der Tschechoslowakei Ausbildungslager für die Terroristen gab. In der offiziellen Sprache hieß es damals: Hilfe für die Befreiungskämpfer. Auf welche Art und Weise die ehemalige Tschechoslowakei die Terroristen unterstützte, dazu befragten wir den Vizechef der Behörde für Dokumentation und Untersuchung der Verbrechen des Kommunismus, Pavel Bret. Martina Schneibergova fasst zusammen.
Pavel Bret stellte in seiner Antwort auf die erwähnte Frage zuerst fest, das Regime sei aufgrund von Hass und Wut entstanden, als viele Länder nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs beschlossen hätten, ähnlichen Schrecken vorzubeugen. Von der Tschechoslowakei sei dann jedes Regime ideologisch unterstützt worden, das - wie es hieß - gegen den Imperialismus, Kolonialismus, Neokolonialismus, Zionismus und Rassismus gekämpft habe. Die Unterstützung ging - wie Pavel Bret ergänzte - von bilateralen Verträgen über die sogenannte Freundschaft und Zusammenarbeit aus, die die Tschechoslowakei mit den einzelnen Staaten abgeschlossen hatte. Später wurden auch Zusätze zu diesen Abkommen mit Geheimcharakter unterzeichnet, in denen präzisiert wurde, worin die Unterstützung bestehen soll. Seit den 50er Jahren schloss die Tschechoslowakei entsprechende Verträge über die Freundschaft und Zusammenarbeit beispielsweise mit Algerien, Afghanistan, Angola, Jemen, Laos, Libyen oder dem Sudan ab. Die Zusammenarbeit umfasste sowohl eine ideologische als auch materielle Unterstützung der Länder im Kampf gegen den Imperialismus, zu dem nicht nur die Tätigkeit der Berater, sondern auch der Waffenexport sowie die Ausbildung von Kämpfern für den Partisanenkrieg gehörten. Sie seien dann erfolgreich zu Terroristen erzogen worden, und die Art ihres Kampfes habe einen terroristischen Charakter besessen, meinte Pavel Bret.
Auf die Frage, ob Terroristen auf dem Gebiet der Tschechoslowakei ausgebildet wurden, antwortete Pavel Bret: "Im Grunde genommen schon. Die Verträge betrafen - ob geheim oder nicht - auch die Ausbildung im Kampf gegen den Imperialismus auf dem Gebiet des befreundeten Staates. In den Lagern wurden die Kämpfer im Umgang mit Waffen trainiert; diese Waffen wurden dann in die zuständigen Staaten exportiert."
Zur Frage der Teilnahme des kommunistischen Regimes an Terroranschlägen im Ausland bemerkte Pavel Bret, dass sich die damaligen Nachrichtendienste, die sich auf den Kampf im Ausland orientierten, auch an Attentaten beteiligten. Sie halfen z. B. Sprengstoff zu transportieren oder nahmen an Einschüchterungsaktionen teil. Das Ziel der Terrorangriffe, an deren Vorbereitung sich tschechische Bürger im Ausland beteiligten, waren nicht nur Gebäude, sondern auch Einzelpersonen. Ein Beispiel eines solchen Attentats stellt der Bombenangriff auf den Sender Radio Free Europe/Radio Liberty bei München dar.