Brünn streitet um Hammer und Sichel auf sowjetischem Kriegerdenkmal
Vor 64 Jahren befreiten Soldaten der Roten Armee die mährische Stadt Brno / Brünn. Am Montag wurde der sowjetischen Soldaten gedacht, die beim Kampf um die Stadt gefallen sind. Mehr als der Gedenkakt an sich stand aber der Ort der Kranzniederlegung im Fokus des Interesses: ein Kriegerdenkmal der Roten Armee. Auf ihm ist eine Metallplatte des fünfzackigen Sowjetsterns mit Hammer und Sichel angebracht. In Brünn wird über diese Symbol erbittert gestritten.
„Nur ein roter Stern würde mich dort nicht stören. Aber Hammer und Sichel stören mich dort“, sagt Josef Jahoda, der Pfarrer der benachbarten Kirche. Am Montag machte er von seinem Hausrecht Gebrauch und wies eine Gruppe junger Kommunisten vom Friedhof. Sie hatten dort für den Erhalt des Symbols demonstriert. Auf ihren roten Fahnen: Hammer und Sichel. Eine Kundgebung von Aktivisten der Petition „Pocta padlým“, auf Deutsch in etwa „Hochachtung den Gefallenen“ erlaubte der Pfarrer hingegen.
Das übliche Zeichen der Roten Armee sei nur der rote Stern gewesen, glaubt Martin Kyselák, einer der Aktivisten. Hammer und Sichel seien hingegen Symbole jahrzehntelangen kommunistischen Terrors. Mit ihrer Petition fordern die Aktivisten, Hammer und Sichel erneut vom Denkmal zu entfernen. Denn der Streit um die Symbole dauert schon etwa zwei Jahre. Im Sommer 2007 ließ der stellvertretende Bürgermeister von Brünn, René Pelán, das Sowjetsymbol schon einmal von dem Kriegerdenkmal abschleifen. Im Zuge seiner ohnehin notwendigen Restaurierung ließ der Brünner Magistrat erst kürzlich die Metalltafel wieder anbringen. Hammer und Sichel erhitzen nun erneut die Gemüter in der mährischen Metropole. Magistratsdirektor Pavel Loutocký verteidigt die Tafel:
„Die Soldaten, die hier in Brünn für uns gestorben sind, hatten diese Symbole auf ihren Mützen, auf ihren Knöpfen, auf ihren Gürteln. Ich konnte mich von dieser historischen Realität noch selber überzeugen.“Historische Realität sind aber auch die Opfer, die unter der kommunistischen Diktatur eingesperrt oder umgebracht wurden. An diese wollte die Journalistin Jana Soukupová am Sonntag mit der Anbringung von Plakaten an dem mittlerweile bewachten Denkmal erinnern. Auf den Plakaten ist zum Beispiel die von den Kommunisten 1950 hingerichtete Widerstandskämpferin Milada Horáková zu sehen. Polizisten hinderten Soukupová an ihrem Plan.
„Ich wollte das Denkmal vervollständigen. Wenn es erneut Hammer und Sichel tragen soll, dann sollte dort auch auf die Folgen der kommunistischen Ideologie hingewiesen werden.“
Dies ist bisher nicht der Fall. Mit der Petition der Gegner von Hammer und Sichel, die bislang mehr als 1000 Menschen unterschrieben haben, muss sich aber nun der Brünner Magistrat ganz offiziell befassen.