Brutkasten für die Wirtschaft – Technologie-Zentrum in Hradec Králové

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Google, Microsoft und You Tube oder Ford und Volkswagen. Das sind weltweit bekannte Marken, deren Aufbau viel Mühe gekostet hat. Es gab sicher auch andere gute, vielleicht sogar bessere Firmenideen, die heute erfolgreich sein könnten. Diese stolperten aber vielleicht irgendwo in den Anfängen über die Finanzierung. Eben dies sollen Technologie-Zentren und Technoparks verhindern. Sie werden als Brutkästen für Unternehmer bezeichnet und sollen die ersten Schritte der Bill Gates, Henry Fords und Ferdinand Porsches von morgen erleichtern – und das seit einiger Zeit auch in Tschechien. Martin Karlík hat das Technologie-Zentrum im ostböhmischen Hradec Králové / Königgrätz besucht. Dort beobachtete er für eine weitere Ausgabe unserer Sendereihe Panorama.cz die Anfänge zweier Projekte.

36 Düsenjäger waren hier stationiert. Die sowjetischen Migs starteten und landeten auf dem Flughafen in der Nähe der Kreisstadt Hradec Králové. Migs waren damals die Spitzentechnik der Armee. Heute landen und starten hier nur noch selten Flugzeuge. Spitzentechnik, die ist hier aber auch weiterhin zu Hause. Aus dem ehemaligen Casino der Offiziere auf dem ehemaligen Militärflughafen in Hradec Králové ist heute das Technologické centrum geworden. Das Technologie-Zentrum, so die Übersetzung, soll vor allem beginnenden Unternehmern helfen, ihre Projekte zu realisieren. Welche Firmen sich hier ansiedeln und woran hier gebastelt wird, sagt der Direktor des Zentrums, Martin Dittrich.

„Es sind kleine Unternehmer vor allem aus dem Bereich IT und zwei weitere Firmen. Wir fangen gerade erst an und suchen noch weitere Unternehmen. Die Büros sind zum Teil bereits besetzt. Wir schließen bereits vorläufige Verträge. Insgesamt ist das Zentrum zu etwa 20 Prozent ausgelastet.“

Acht Firmen können schon „Technologie-Zentrum Hradec Králové – Flughafen“ als ihre Adresse angeben. Der Bau des Zentrums fing im Herbst 2007 an und dauerte ein Dreivierteljahr. Am 24. Juni dieses Jahres wurde es dann feierlich eröffnet. Und es kamen die ersten Bewohner. Zu ihnen gehört der Web-Server Turistika.cz, auf dem die Nutzer Reise-Informationen austauschen können. Einer der beiden Gründer des Servers ist Jiří Pilnáček:

„Es war schon immer meine Idee, einen Ort zu schaffen, an dem sich Reise-Fans über ihre Erlebnisse und Erfahrungen austauschen können. Ich reise und auch meine Freunde reisen viel. Und die Informationen, die ich für meine Reisen brauche, ob es nun über ein Schloss, eine Burg oder einen interessanten Ort ist, die hat vielleicht schon jemand. Wir versuchen eine Plattform zu schaffen, wo sich diese Erfahrungen mit anderen Leuten teilen lassen. Die Nutzer können interessante Orte beschreiben, an denen sie waren, und wir versuchen sie mit Hilfe der Partner, die bei uns werben, dafür zu belohnen.“

Aller Anfang ist schwer. Dank diesem Zentrum ist das nur teilweise wahr. Viele Firmen haben Probleme, geeignete Räume zu finden. Hier hilft das Zentrum, sagt sein Direktor Dittrich:

„Das betrifft vor allem die Verwaltungsräume und Büros. Bei den IT-Firmen sitzen hier auch die Entwickler und Programmierer. Eine weitere Firma veranstaltet Schulungen und hat hier die Räume für maßgeschneiderte Schulungen. Wir vermieten Konferenzräume aber auch an externe Firmen. Vor kurzem fand bei uns ein Zusammentreffen bedeutender Arbeitgeber aus der Region statt.“

Die ersten drei Jahre bezahlen die Firmen eine ermäßigte Miete. Und zu mieten sind hier nicht nur Büros und Konferenzräume, aber auch Räume, die man als kleine Werkstatt oder kleines Labor nutzen kann. Das Zentrum soll als Brutkasten für gute Ideen dienen, so die Idee. Deswegen arbeitet es mit der Universität Hradec Králové zusammen. Absolventen oder Studenten finden hier die Gelegenheit, ihre Pläne zu verwirklichen. Interessenten müssen sich bei dem Rat des Zentrums melden. Der Rat, in dem Vertreter der Uni, der Stadt und andere Fachleute sind, entscheidet, ob das Projekt nützlich ist, ob es wirklich Unterstützung braucht und ob es Chance hat, einmal auf dem Markt zu bestehen. Falls diese Fragen mit Ja beantwortet werden, kann der Interessent einziehen und die Vorteile des Zentrums genießen. Das bedeutet günstige Preise für die Räume, Hilfe im IT-Bereich, Schulungen und Seminare.

„Derzeit sind hier im Brutkasten zwei Firmen. Es ist der Gewinner des Wettbewerbes um das beste Projekt, der Anfang Oktober einziehen soll, und das Internetportal Spoluhráči.cz – Mitspieler.cz“, so Martin Dittrich.

Foto: Europäische Kommision
Spoluhráči.cz – Mitspieler.cz – dieses Projekt soll Sportlern aller Art ermöglichen, Mitspieler aus ihrer Region zu finden. Es funktioniert wie eine Kontaktbörse. Man gibt die Region und dann die Sportart an. Danach erhält man die Kontaktdaten von anderen, die auch gerne Fußball, Tischtennis, Inline-Hockey oder Schach spielen oder einfach jemanden für Kungfu, Karate, Karten oder einen Tanzpartner suchen.

Hinter dem Projekt Spoluhráči.cz stehen dieselben zwei Männer, die auch das Portal Turistika.cz entworfen haben. Es ist das Duo Jiří Pilnáček und Petr Tomek - zwei Schulfreunde, die sich jetzt gemeinsam in der Welt des Internets durchsetzen wollen.

„Ich entwickle die Projekte gemeinsam mit meinem Freund Petr Tomek, der auch aus Hradec Králové kommt. Er hat sich an der Hochschule mit kommunalen und soziologischen Themen beschäftigt. Er erkennt gut, was die Leute brauchen und wofür sie Interesse haben könnten, und ich kenne die Möglichkeiten des weltweiten Netzes. Nach dem Gymnasium habe ich meine Erfahrungen beim Internetportal Centrum.cz gesammelt“, erzählt Jiří Pilnáček.

Er und Petr Tomek erleben bereits ihre ersten Erfolge. Die Webseiten stoßen auf Interesse in der Öffentlichkeit. Der Server Turistika.cz, aber auch die Mitspieler-Kontaktbörse, könnte bald schon Gewinn abwerfen. Zahlen nennt Jiří Pilnáček.

„Die Kosten sind noch nicht zurückgegangen, wir sind aber auf einem guten Weg. Turistika.cz hatte im Juli über 200.000 Besucher und fast 7000 Menschen sind registriert. Und bei Spoluhráči.cz sind Hunderte von Verbänden und mehrere Tausend einzelne Sportler registriert.“

Die zwei Jungs, wie sie sich selbst bezeichnen, wollen ihre zwei Portale noch weiter entwickeln. Zum Beispiel würden sie diese auch gerne in anderen Sprachen zugänglich machen. Und sie denken über weitere Internetserver nach.

Neben den beiden erfindungsreichen Freunden steht das Technologie-Zentrum in Hradec Králové aber auch weiteren Unternehmen offen, sagt Direktor Martin Dittrich:

„Natürlich erwarten wir weitere Projekte. Es sind aber keine Anfänger. Konkret sind es zwei Firmen, die hier ihre Entwicklungszentren gründen wollen und in Prag beziehungsweise sogar im Ausland ihren Sitz haben. Wir verhandeln allerdings erst mit ihnen. Deswegen kann ich keine Namen nennen.“

Ähnliche Zentren oder Parks, wie sie auch genannt werden, entstehen auch in anderen Städten. Anfang dieses Monats wurde ein so genannter Technopark in der Nachbarstadt Pardubice eröffnet. Nicht weit von Hradec Králové, in Dvůr Králové / Königinhof, besteht ein auf die Textilindustrie ausgerichtetes Zentrum. Weitere Einrichtungen gibt es sowohl in größeren Städten wie Karlovy Vary / Karlsbad, České Budějovice / Budweis, Olomouc / Olmütz oder Brno / Brünn, als auch in kleineren wie Třeboň / Wittingau, Šumperk / Mährisch Schönberg oder Havlíčkův Brod / Deutschbrod.

Falls Sie diese Städte nicht kennen, hilft Ihnen ja vielleicht das Portal Turistika.cz der zwei begeisterten Jungs aus dem ostböhmischen Hradec Králové – bisher aber nur auf Tschechisch.

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