16-Jähriger tötet zwei Frauen – Polizei verweist auf Anstieg der Jugendkriminalität in Tschechien
In Hradec Králové hat es am Donnerstag einen Messerangriff in einem Geschäft gegeben. Zwei Frauen erlagen noch am Tatort ihren Verletzungen. Der mutmaßliche Täter, ein 16-jähriger Tscheche, soll ein Geständnis abgelegt haben. Die Polizei verweist im Zusammenhang mit dem Fall auch auf die steigende Zahl jugendlicher Straftäter in Tschechien.
Am Donnerstagmorgen gegen 8.30 Uhr kam es in der Kreisstadt Hradec Králové zu der Tat, bei der ein 16-jähriger Tscheche zwei Verkäuferinnen im Alter von 19 und 38 Jahren in einem Geschäft mit einem Messer angegriffen hat.
„Trotz der 40 Minuten dauernden Wiederbelebungsmaßnahmen erlagen beide Frauen ihren Verletzungen“, sagte Anatolij Truhlář vom Rettungsdienst des Kreises Hradec Králové in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks. Der mutmaßliche Täter wurde zehn Minuten nach dem Angriff rund einen Kilometer vom Tatort entfernt festgenommen. In der Nähe des Geschäfts wurde zudem ein Messer mit einer 20 Zentimeter langen Klinge gefunden.
Am Abend gab die tschechische Polizei bekannt, wegen zweifachen Mordes gegen den minderjährigen Mann zu ermitteln. Ihm droht nun eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren.
„Die derzeitigen Informationen deuten darauf hin, dass die Opfer zufällig ausgewählt wurden und es sich um einen Einzeltäter handelt“, sagte Iva Kormošová, Sprecherin der Polizei. Ein terroristisches Motiv schloss sie dabei vorerst aus.
Am Freitag äußerte ein Ermittler gegenüber dem Tschechischen Fernsehen (ČT), der junge Mann habe die Tat noch am Donnerstag in Anwesenheit eines Verteidigers gestanden. Es handele sich um einen Einzelgänger. Zudem informierte Sprecherin Kormošová, der mutmaßliche Täter sei polizeilich bisher nicht in Erscheinung getreten. Die Tatwaffe, ein Küchenmesser, habe er unmittelbar vor dem Angriff aus einem Regal in dem Laden genommen. Der junge Mann habe nicht unter dem Einfluss von Alkohol oder sonstigen Drogen gestanden, hieß es weiter.
Die Gewalttat sorgte am Donnerstag tschechienweit für Beileidsbekundungen. Politiker aus den Reihen von Regierung und Opposition drückten ihre Anteilnahme aus. In Hradec Králové wurden an öffentlichen Gebäuden die Fahnen auf Halbmast gehisst.
Im Zusammenhang mit dem Angriff in der Stadt im Osten Böhmens verwies die Polizei auch darauf, dass zuletzt ein deutlicher Anstieg von Straftaten Jugendlicher festzustellen war. So lag die Zahl in der Vergangenheit meist bei um die 700 Fällen im Jahr. 2024 führte man aber wegen 1080 Straftaten Ermittlungen gegen Minderjährige. Darunter waren auch zehn Morde. Im Januar dieses Jahres wurde ein besonders großer Anstieg von Drohungen und Gewalt registriert, vor allem an Schulen und Universitäten.
Karel Dvořák (Stan), stellvertretender Justizminister, sagte am Donnerstag im Tschechischen Fernsehen zum Anstieg der Jugendkriminalität:
„Das hängt eng damit zusammen, dass sich der Zustand der psychischen Gesundheit in der Gesellschaft verschlechtert. Es gibt deshalb mehr solche Fälle, und eine Folge sind leider auch Gewalttaten.“
Insgesamt – das heißt im Hinblick auf Täter aller Altersgruppen – ermittelte die Polizei in Tschechien vergangenes Jahr in zwölf Fällen wegen Angriffen mit Stich- oder Hiebwaffen.