BSE: Tschechien auf "schwarzer Liste"?
Bislang ist hierzulande zwar noch kein einziger Fall von BSE aufgetreten, dennoch droht der Tschechischen Republik jetzt eine Platzierung auf der "schwarzen Liste" der EU. Über Gründe und Hintergründe informiert Sie Silja Schultheis.
Bis Ende März will die EU all diejenigen Länder als risikoreich deklarieren, die in der Vergangenheit Knochenmehl und lebendiges Vieh aus einem der EU-Länder eingeführt hatten, in dem inzwischen die BSE-Seuche ausgebrochen ist. Der Tschechischen Republik droht jetzt die Aufnahme in die zweitschlechteste Gruppe, d.h. diejenige der sogenannten Risikoländer, in denen zwar bislang noch kein Fall von BSE aufgetreten ist, wo aber anzunehmen ist, dass es dazu kommt.
Inwiefern diese Einstufung gerechtfertigt erscheint und welche Folgen sie möglicherweise haben kann, wollte Radio Prag in einem Gespräch mit dem Pressesprecher der staatlichen tschechischen Veterinärbehörde, Josef Duben, erfahren.
Herr Duben, sind Sie überrascht darüber, dass von einer Einstufung Tschechiens in die zweischlechteste Gruppe die Rede ist?
"Natürlich sind wir darüber überrascht und hoffen, dass es dazu letztlich nicht kommt. Unsere Argumente sind ziemlich klar: bei uns wurde erstens bislang kein BSE festgestellt, zweitens darf bei uns seit 1991 kein Tiermehl verfüttert werden und im Grunde wurde auch davor in Futtermitteln kein Knochenmehl verwendet."
Trotzdem hat die Tschechische Republik Knochenmehl und lebendes Vieh aus Ländern der EU eingeführt?
"Genauso wie die übrigen EU-Länder auch und genauso wie Griechenland, Österreich, Finnland, Schweden, die in die zweite, weniger risikoreiche Gruppe eingestuft worden. Wir bemühen uns daher, dass wir in die selbe Gruppe wie sie eingeordnet werden."
Sie halten diese Einfuhr also nicht für einen Fehler?
"Wissen Sie, so haben sich alle Länder verhalten. Wir sehen darin nicht besonderes. Das war in einer Zeit, als das erlaubt war. Und ebenso musste Knochenmehl unter ausreichend sicheren Kontrollen hergestellt werden. Und nur solches Knochenmehl wurde eingeführt. Es wurde an diejenigen Tiere verfüttert, an die es verfüttert werden durfte, genauso wie in den übrigen Ländern - auch in denjenigen, die jetzt in eine geringere Risikogruppe eingestuft wurden."
Manchmal kommt es ja auch vor, dass die anderen Länder auch einen Fehler machen. Das ist kein Argument, dass alle anderen Länder das genauso gemacht haben.
"Wissen Sie, dass Problem mit BSE besteht darin, dass es gewisse Risiken gibt, die bislang vielleicht nicht erkannt wurden, und vielleicht entscheidet die Europäische Kommission nach diesen Kriterien - und das ist ihr Recht. Wir hoffen, dass sie unsere Argumente annehmen."
Welche Folgen wird das haben, wenn Tschechien in der dritten Gruppe landet?
"Das ist schwer zu sagen, das wird man dann sehen."
Abschließend noch eine Frage zum Rindfleischkonsum in Tschechien: welche Veränderungen gab es hier bislang?
"Nicht so radikale wie in den Ländern, wo BSE vorkommt, aber der Verbrauch ist gesunken - bislang um 40%."
Soweit Josef Duben, Pressesprecher der staatlichen Veterinärbehörde in einem Gespräch mit Radio Prag.