Buchmarkt glänzt mit Neuerscheinungs-Rekord
Die Tschechen gelten traditionell als ein Volk der Leser. Im vergangenen Jahr aber dürfte auch der größte Bücherwurm schon mal den Überblick verloren haben. Noch nie zuvor gab es in Tschechien so viele Neuerscheinungen. Knapp 18.500 neue Titel sind 2006 auf den Markt gekommen - eine beeindruckende Zahl für ein Land mit gerade einmal zehn Millionen Einwohnern.
"Das Titelangebot ist ausgesprochen breit gefächert. Das schlägt sich aber natürlich auch in der Auflagenhöhe nieder, die nicht selten nur in den Hundertern liegt. Das wird sich mit der Zeit wohl ändern: Die Zahl der Neuerscheinungen dürfte fallen, dafür dürften die Auflagenzahlen sich stabilisieren. Aber Riesenauflagen wird es in Tschechien natürlich niemals geben."
Nicht nur der Umfang der Buchproduktion in Tschechien ist beachtlich, auch der Standard der tschechischen Verlage liegt im Ganzen auf europäischem Niveau. Viele Verlage schrecken selbst vor ehrgeizigen Unternehmungen nicht zurück, lobt Buchhändler Kanzelsberger:
"Ich meine, die Qualität der Bücher in Tschechien ist traditionell ordentlich. In den letzten Jahren haben die Verlage sogar viele Projekte gemacht, die finanziell so anspruchsvoll waren, dass wir uns gefragt haben, wo die Verlage das Geld dafür hernehmen. Aber es hat geklappt. Natürlich gibt es Ausnahmen, bei denen die Qualität diskutabel und manchmal auch einfach schlecht ist - vielleicht ist das ein Unterschied zu den großen, westlichen Buchmärkten, dass in Tschechien ab und an noch ein gewisser Amateurismus oder Dilettantismus zum Vorschein kommen kann. Aber im Großen und Ganzen ist Tschechien im Hinblick etwa auf Druck, Sortiment und Übersetzung auf europäischem Standard."Die Zahl der Neuausgaben ist im letzten Jahr zwar deutlich stärker gestiegen als die Kauflust der Leser, aber die Tschechen sind auch weiterhin Bücherfreunde. Mehr als 800 Kronen, rund 28 Euro, hat im vergangenen Jahr jeder Tscheche für Bücher ausgegeben - keinesfalls wenig, meint Jan Kanzelsberger:
"Wenn man die Zahlen aus anderen EU-Staaten vergleicht, dann sieht man, dass die Tschechen im Vergleich zu ihrem Einkommen deutlich mehr für Bücher ausgeben als die Bürger vieler anderer europäischer Länder. Wir gehen davon aus, dass dies mit steigendem Lebensstandard auch noch weiter zunehmen wird. Kurzum: Das Interesse an Büchern ist in Tschechien traditionell vorhanden, und es hält auch weiter an."
Darauf vertrauen auch die tschechischen Verlage: Im laufenden Jahr sind bereits mehr als 2000 neue Titel erschienen.