Budweis soll eine neue Konzerthalle nach Jan Kaplickýs Plänen bekommen
Ein „Blob“ oder eine „Krake“ wird in Prag nicht gebaut, das steht schon fest. Gemeint ist das Projekt der neuen Nationalbibliothek aus dem Studio des tschecho-britischen Architekten Jan Kaplický. Der international bekannte Architekt ist im Januar 2009 gestorben und sein Projekt wurde nach endlosen Debatten als eine heiße Kartoffel der tschechischen Politik fallen gelassen. Nun soll aber der „Rochen“ gebaut werden. So lautet die Volksmundbezeichnung für das futuristische Projekt einer Konzerthalle, das Jan Kaplický kurz vor seinem Tod entwarf. Jedoch nicht für Prag, sondern für die südböhmische Stadt České Budějovice / Budweis. Vor wenigen Tagen hat Budweis beschlossen, die Konzerthalle zu bauen.
So reagierte Jan Kaplický 2008 auf einer Pressekonferenz in Budweis – kurz nach der Bekanntgabe, dass die Stadt die von ihm entworfene Konzerthalle bauen will. So ein Angebot müsse man todernst nehmen, sagte er damals. Wie bei jedem seiner Entwürfe hat er vor allem große Verantwortung gegenüber dem Standort empfunden und noch mehr gegenüber den Menschen, für die der äußerst bescheiden auftretende Architekt seine Objekte plante. Genauso war es auch in Budweis:
„Die Konkurrenz hier ist groß. Daher geht es nicht, einfach etwas auf ein Papier zu kritzeln. Hier muss es etwas sein, das auch die Geschichte reflektiert. Wichtig sind aber die Musik, die dort gespielt wird, und die Menschen, die ihretwegen kommen werden. Und so soll es auch nach Jahren so sein und kein Fiasko. Die Verantwortung ist enorm.“Um die Entstehung der Konzerthalle nach Kaplickýs Entwurf zu ermöglichen, wird unter anderem der städtische Bebauungsplan in Budweis geändert. Die Baukosten der ganz in schwarz gehaltenen Halle, deren organische Form an einen Rochen erinnert, wurden vorläufig auf umgerechnet etwa 80 Millionen Euro beziffert.
Auftraggeber des Baus ist die südböhmische Gesellschaft der Musikfreunde. Laut ihrem Vorsitzenden Antonín Kazil hat sie bereits die Gelder zur Vorbereitung des Projektes. An der Finanzierung des Baus wolle sich auch eine finanzkräftige ausländische Firma beteiligen, so Kazil. Welche, das wollte er nicht verraten. Im Unterschied zum in Prag von der Politik abservierten „Blob“ scheint der Budweiser „Rochen“ bessere Chancen zu haben. Jan Kaplický würde sich freuen, denn Budweis war für ihn der richtige Standort für eine multifunktionelle hypermoderne Konzerthalle:„Budweis liegt ja etwa 150 Kilometer von Prag und 60 oder 70 Kilometer von Linz entfernt. Das ist eine hervorragende Lage – im arithmetischen Mittelpunkt Europas. Und keine Grenze! Das ist phantastisch!“
Auch ein Name für den „Konzert-Rochen“ steht schon fest: Es soll jener der tschechischen Operndiva Ema Destinnová sein.